Danke für den Kommentar zum neuen Stand des Traditionserlasses und der Hannoveraner Kasernenumbenennung. Meinem Empfinden nach hat diese Geschichte erstaunlich wenig Reaktion im linken und fortschrittlichen Lager erfahren. Grenzt doch diese Umbenennung von einem klassischen imperialistischen General (nach dem die Kaserne seit 1933! benannt war) nach nun einem Opfer aktueller expansionistischer und imperialistischer Politik („Unsere Sicherheit wird … am Hindukusch verteidigt“) geradezu an Zynismus. Ganz anders wäre es gewesen und der Umbenennung voll zuzustimmen, wenn sie einhergegangen wäre mit der sofortigen Einstellung aller Auslandseinsätze der Bundeswehr. Da stünde das Todesopfer Lagenstein ehrenvoll für alle unsinnigen Todesopfer bei Auslandseinsätzen (per 31.7.2017 nach Bundeswehrangaben 109).
Warum in den Beckerschen Artikel Kaufbeuren geraten ist, wirft Fragen auf. Der dortige Fliegerhorst war noch nie, auch nicht zu Zeiten des Faschismus, nach einer Person benannt. Zur gesamten Bundeswehrzeit (momentan wird über seine Stilllegung diskutiert) hieß er „Technische Fliegerschule I“ oder „Technisches Ausbildungszentrum“ oder ähnlich.
Fakt ist aber, dass die erste Umbenennung einer unrühmlich „belasteten“ Kaserne in Kaufbeuren ihren Anfang nahm: 1988 forderte der Kaufbeurer Religionspädagoge und Pax-Christi-Aktive Jakob Knab die Umbenennung der „Generaloberst-Dietl-Kaserne“ in Füssen in „Leutnant-Kitzelmann-Kaserne“ (einem religiös-christlich motivierten Allgäuer Bauernsohn, der wegen Wehrkraftzersetzung 1942 in Orel von einem Feldgericht zum Tode verurteilt wurde). Die Auseinandersetzungen darüber, wie auch die über die „General-Dietl-Straßen“ in verschiedenen Orten, zogen sich über Jahre hin. Erst 1995 verfügte Verteidigungsminister Volker Rühe die Umbenennung der Füssener Dietl-Kaserne – als erste von nachfolgend 16 anderen Kasernen – in „Allgäu-Kaserne“.