ZwergInnenaufstand

Guntram Hasselkamp zu Von der Leyens Besuch im Pentagon

Man hat bei Ursula Gertrud von der Leyen immer wieder den Eindruck, sie glaubt tatsächlich an das, was sie so von sich gibt oder was ihr ihre Generäle so aufgeschrieben haben. An starken Worten in Richtung Donald Trump hatte es Kanonen-Uschi ebenso wenig fehlen lassen wie ihre Kanzlerin. Wenn Trump nicht mehr gegen Russland zu Felde ziehen, nicht weiter den mittleren Osten und Afrika verwüsten wolle und auch von der Nato nichts mehr halte, so stehe sie und die Bundeswehr bereit, sich in die Bombenlücke oder in welche Lücke, wo auch immer zu werfen. Eben da weiterzumachen, wo der Friedensnobelpreisträger Obama so bedauerlich früh hat aufhören müssen.

Entsprechend hoch lag die Latte, als die kleine Uschi (und das bezieht sich nicht auf ihre Körpergröße von 1,61m) zum Rapport bei „Mad Dog“ Mattis, dem neuen Chef des Pentagon antreten musste. James Mattis verfügt über ein Budget von 633 Mrd. Dollar, gut 18mal so viel wie von der Leyen. Das Pentagon unterhält weltweit etwa 800 Stützpunkte, 12 Flugzeugträger, globale konventionelle sowie atomare Angriffskapzitäten zu Lande, zu Wasser, unter Wasser und in der Luft. Von den globalen Spionage- und Geheimkriegskapazitäten der 17 US-Geheimdienste erst gar nicht zu reden. Die Vorstellung, die Bundeswehr könne quasi im Alleingang Deutschland am Hindukusch, in Mali, im Baltikum oder am Horn von Afrika „verteidigen“, ist nachgerade absurd. Die Bundeswehr ist nicht die Großdeutsche Wehrmacht. Der Roten Armee sei Dank.

Das hindert Kanonen-Uschi offenbar nicht, an letzteres irgendwie zu glauben. Der deutsche Militarismus war schon immer für besonders blutige und überhebliche Kriegsabenteuer gut. Die deutsche dicke Hose war immer schon drei Nummern größer als der verkniffen-strammgestandene Arsch. Immerhin prädestiniert hier der Befehl zu einem Luftangriff mit 140 zivilen Toten zu einem Karrieresprung in den Generalsrang. Donald Trump ist ein willkommener Watschenmann, auf den einzuprügeln endlich die Legitimation für eine Aufrüstungskampagne der Bundeswehr liefert, Atomwaffen inklusive. 130 Mrd. Euro allein für Ausrüstung hat die Kriegsministerin gefordert. Und selbstredend hat da auch die schwäbische Hausfrau im Finanzministerium laut Jawoll gerufen.

So wie es aussah, war Mad Dog Mattis nett zu seiner kleinen Vasallin. Sie hilft nicht viel, aber sie gibt sich halt Mühe, wird er gedacht haben. Auch Imperialisten müssen gelegentlich mit wenig zufrieden sein.

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"ZwergInnenaufstand", UZ vom 17. Februar 2017



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