Von einem Rekord zum nächsten: Im Jahr 2022 hatte die Bundeswehr mit der Rekrutierung von 1.773 Minderjährigen einen Höchstwert erreicht (UZ vom 10. Februar 2023). Im Jahr 2023 ist diese Zahl weiter gestiegen, auf 1.996 minderjährige Rekruten. Das geht aus einer Antwort des Bundesverteidigungsministeriums auf eine Anfrage der Gruppe der Linkspartei im Bundestag hervor.
„Die Bundesregierung scheint den Schutz von Minderjährigen vor Militarisierung inzwischen völlig aufgegeben zu haben“, kritisierte Nicole Gohlke, bildungspolitische Sprecherin der Linkspartei im Bundestag, gegenüber dpa. Die „bewusste und zunehmende Anwerbung Jugendlicher“ nannte die Abgeordnete „inakzeptabel“. Sogenannte Jugendoffiziere der Armee hielten im vergangenen Jahr 3.460 Vorträge an Schulen und Hochschulen, die rund 90.000 Schüler und Studenten über sich ergehen lassen mussten.
Laut Kinderrechtskonvention der UN müssen Rekruten von Streitkräften mindestens 18 Jahre alt sein. Die Bundeswehr greift auf eine Ausnahmeregelung zurück, die maßgeblich auf Betreiben Deutschlands, Britanniens und der USA geschaffen wurde. Sie erlaubt die „freiwillige Rekrutierung“ von Jugendlichen ab 16 Jahren. Kinderhilfsorganisationen, Gewerkschaften und Organisationen wie die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) kritisieren diese Praxis scharf. Auch der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes forderte die Bundesregierung schon vor Jahren auf, das Mindestalter für Bundeswehr-Rekruten auf 18 Jahre anzuheben.