Die Fans des FC Augsburg und der UZ-Podcast feiern Bert Brecht

Zweierlei Geburtstagsgrüße

Der FC Augsburg und seine Fans hatten es schwer am vergangenen Samstag. Irgendwie wollte nichts so richtig klappen im Spiel gegen den FC Mainz 05, 3:1 der enttäuschende Endstand. Dabei hatten die Augsburger sich ein Motto mitgebracht, dass passender für Sport und Politik nicht sein kann: „Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren.“ Darüber im Vereinslogo das Konterfei unseres Genossen Bertolt Brecht. Dass das Zitat gar nicht von Brecht ist, schmälert die Geste der Augsburger Fans zum 125. Geburtstag des großen Sohns ihrer Stadt nicht.

1929 plädierte Brecht dafür, ein Meisterschaftsspiel zwischen Schalke und Hannover zum „Kunsterlebnis des Jahres“ zu küren. Denn, so schrieb Brecht, auch wenn es noch nicht in die Redaktionen der Zeitungen vorgedrungen sei, so sei doch klar, dass „Fußball als Kunstform den traditionellen Formen Literatur, Theater, Malerei, Musik bei Weitem überlegen“ sei. Allerdings würde er vermutlich heute sein Urteil revidieren, dass bei einem solchen Kulturereignis wie dem Fußball kein „Nepp“ stattfindet. „Der Gegenwert für das Eintrittsgeld wurde geboten“, galt vielleicht 1929, trifft aber in Zeiten von Champions-League und Co. sicher nicht mehr zu. Gefallen hätte es Brecht trotzdem, beim Fußball in Augsburg geehrt zu werden.

Seine Heimatstadt konnte ihm, wohl stellvertretend für die ganze Bundesrepublik, ansonsten wenig Gutes abgewinnen. Seine Würdigung fiel zuerst gänzlich aus. Weil es an ihm als Jahrhundertliteraten aber eben auch in der bürgerlichen Welt kein Vorbeikommen gab, wurde es alsbald absurd zu Geburtstagen und anderen runden Jahrestagen. Als Literat sollte Brecht fortan toll sein, als Kommunist furchtbar. Oder als frauenverachtender Sexist, oder als Egomane – sucht ein Charakterdefizit und ihr werdet es als Vorwurf an Brecht finden.

Auch deswegen hat sich die Redaktion des UZ-Podcast entschlossen, sich Bertolt Brecht anlässlich seines Geburtstages nochmal zu nähern. Zu Wort kommt der Schauspieler und Rezitator Erich Schaffner, der seit vielen Jahren mit Brechts Werken arbeitet. Der Pod­cast wird eine gute Antwort auf die Anfeindungen gegen Brecht geben und auch die Moderatoren haben es sich nicht nehmen lassen, sich auf die Brecht-Folge gründlich vorzubereiten. Auch wenn sie eher im Stadion des FC Nürnberg zuhause sind.

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"Zweierlei Geburtstagsgrüße", UZ vom 17. Februar 2023



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