Zu „Wenigstens im Prozess ihres Werdens“, UZ vom 9. Februar

Zur Entwicklung der Produktivkräfte

Pascal Braun, Siegen



Manfred Sohns durchaus imposanter Text über die Äußerungen zur Arbeiteraristokratie in den westlichen Staaten endet mit der Feststellung, dass derjenige von der „Geschichte verprügelt“ wird, der die Bedeutung der Entwicklung der Produktivkräfte nicht begreift. So weit, so allgemein formuliert stimmt diese Aussage. Fragwürdiger ist dann doch die Proklamation, dass genau dies China, anders als die UdSSR und die DDR, erkannt und aus den Fehlern gelernt hätte. Man mag sich fragen: Wenn dem wirklich so wäre, dass die Produktivkräfte in der UdSSR nicht in ausreichendem Maße entwickelt gewesen wäre, wie ist es dann begreiflich, dass das Produktionsniveau Russlands heute kleiner ist als zu Sowjetzeiten?

Wie die Genossen der KKE richtig feststellten, war nicht die fehlende (kapitalistische) Produktivkraftentwicklung der Untergang der Sowjetunion, sondern das exakte Gegenteil: nämlich das Fortbestehen der Formen des Privateigentums, welche sich zum Hemmschuh entwickelten. Schon Marx sagt schon im Kapital: „Innerhalb der kapitalistischen Produktion werden einerseits viele Mittel verschwendet, findet andrerseits viel zweckwidrige Seitenausdehnung dieser Art (zum Teil zum Schaden der Arbeitskraft) bei der allmählichen Ausdehnung des Geschäfts statt, weil nichts nach gesellschaftlichem Plan geschieht, sondern von den unendlich verschiednen Umständen, Mitteln etc. abhängt, womit der einzelne Kapitalist agiert. Hieraus entsteht große Verschwendung der Produktivkräfte.“ Kapitalistische Entwicklung der Produktivkräfte geht zwar schnell, die Frage ist, ob sie sinnvoll ist – und ob eine planvolle Entwicklung durch eine Planwirtschaft nicht besser wäre. Aus meiner Sicht ist Letzteres der Fall. Die Loblieder auf den Markt sollten wir den Bürgerlichen überlassen.

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"Zur Entwicklung der Produktivkräfte", UZ vom 8. März 2024



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