Zu „Linker Kopf der Aufklärung“, UZ vom 26. Juli

Zum Urteil über Rousseau

Hagen Battran, per E-Mail

Der Artikel von Günter Pohl zu Denis Diderot hat mir viel Neues geboten. Aber das Urteil über Jean-Jacques Rousseau kann ich so nicht stehen lassen. Es ist sicher richtig, dass der BRD Rousseau wichtiger war als Diderot. Doch die Parole „Zurück zur Natur!“ als Zusammenfassung seines Denkens wird ihm nicht gerecht. Sein Denken über Mensch und Gesellschaft kreist um das fundamentale Problem, wie die Menschen nach der unausweichlichen Entwicklung aus einem tiernahen bewusstlosen und damit „glücklichen“ Naturzustand mittels ihrer Vernunft eine Gesellschaft entwickeln könnten, in der sie zivilisiert wieder ein glückliches, das heißt vernünftiges Leben führen könnten. Im „Contrat social“ (1762) hat er dargestellt, wie schwer ein solches Unterfangen ist. In „Zur Judenfrage“ zitiert Marx zustimmend daraus zum Thema der notwendigen Entfremdung des Naturmenschen in die Gesellschaft hinein. Nimmt man die große Bedeutung Rousseaus für Kant und die deutsche Klassik hinzu, sollte deutlich sein, dass mit dem wohlfeilen Spruch „Zurück zur Natur!“ Rousseaus Philosophie in ihr Gegenteil verkehrt wird.

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"Zum Urteil über Rousseau", UZ vom 9. August 2024



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