Zu „Gegen die Resignation“, UZ vom 7. April

Zum Post-Abschluss

Werner Siebler, Freiburg

In welcher Post-Welt lebt Tim Laumann? Diese Frage stellte sich mir nach dem Lesen seines Kommentars zum Tarifabschluss bei der Post. Das einzige, worin ich mit ihm übereinstimme: „Resignation ist keine Lösung“. Allerdings würde ich hinzufügen, dafür gibt es überhaupt keinen Grund.

Es stimmt, es gibt Unzufriedene. Ich habe selbst einen getroffen, der mir sagte, er habe bei der zweiten Urabstimmung mit Nein gestimmt. Auf meine Frage, wie lange er denn streiken wollte, sagte er: „Ich streike gar nicht, ich habe gerade so einen tollen Job …“ Nun weiß ich ja, was er für einen tollen Job hat, aber aus seiner Haltung spricht leider das, was einige denken: „Die müssen nur besser verhandeln …“ Das geht an der Realität völlig vorbei. Und ebenso geht an der Realität vorbei zu glauben, die 39 Prozent, die mit Nein gestimmt haben, seien alle zu einem möglicherweise wochenlangen Streik bereit gewesen.

Es gehört nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, was passiert wäre, wenn unsere Tarifkommission, die übrigens zu 100 Prozent aus ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen besteht, dieses um 25 Prozent bessere Angebot abgelehnt hätte. Schon nach der Ablehnung des ersten Angebots, das tatsächlich unannehmbar war, gingen die Führungskräfte der Post durch die Betriebe und machten Stimmung gegen die Verhandlungsführerin von ver.di, Andrea Koscic, die den Streik angeblich nur aus persönlichen Gründen wollte. Die „Badische Zeitung“ schrieb zu den ver.di-Forderungen, sie seien radikal und realitätsfern. Zu einer guten Tarifpolitik gehört, die Kräfteverhältnisse richtig einzuschätzen. Hier lag unsere Tarifkommission völlig richtig. Es gab einzelne Austritte aus ver.di, aber noch immer gibt es überwiegend Eintritte – auch bei der Post – und das ist auch gut so!

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"Zum Post-Abschluss", UZ vom 28. April 2023



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