Betr.: „Die große Depression“, UZ vom 18. Oktober

Zum Begriff Überproduktionskrise

Von Rainer Dörrenbecher, Neunkirchen (Saarland)

Im dritten Abschnitt des Beitrages von Lucas Zeise heißt es zu Beginn: „Überproduktionskrisen setzen klassisch (etwa bei Marx in Kapital, Band I) mit steigenden Löhnen ein. Höhere Löhne drücken die erwartete Profitrate der Kapitalisten, weshalb sie weniger oder gar nicht neu investieren.“

Leider hat er die Quelle im Kapital, Band I nicht konkretisiert. Sie ist somit für mich nicht nachlesbar. In meinem Verständnis der Marxschen Politischen Ökonomie sehe ich als Ursache und Ausgangsbedingungen für kapitalistische Überproduktionskrisen andere Kriterien. Deshalb habe ich nachgeschaut in meinen Aufzeichnungen und dann bei Marx.

Kurz gesagt: Eine Überproduktionskrise bedeutet, dass zu viele Waren produziert werden, aber nicht verkauft werden. Das sagt schon der Begriff. Der Mehrwert kann nicht realisiert werden. Die Produktion wird zurückgefahren, Kapazitäten liegen brach, Arbeitskraft ist überschüssig. Erst wenn genügend Kapazitäten abgebaut (Kapital vernichtet) ist, wird wieder investiert.

Und bei Marx liest sich das so: „Der letzte Grund aller wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumptionsbeschränkung der Massen gegenüber dem Trieb der kapitalistischen Produktion, die Produktivkräfte so zu entwickeln, als ob nur die absolute Konsumptionsfähigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bildet.“ (Das Kapital, Bd. III; MEW 25; S. 501) Das Problem wird von Marx an mehreren Stellen unter verschiedenen Gesichtspunkten ausgeführt, z. B.: Kapital III, MEW 25, S. 251 ff.

Unter den Bedingungen des Imperialismus und vor allem des finanzmarktgetriebenen Imperialismus wirken weitere Triebkräfte. Die hat Lucas Zeise dargestellt.

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"Zum Begriff Überproduktionskrise", UZ vom 1. November 2019



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