Kommunisten und Friedensfreunde aus ganz Deutschland haben am Samstag in Torgau an den Handschlag sowjetischer und US-amerikanischer Soldaten erinnert, die dort vor 80 Jahren aufeinander getroffen waren. Das Friedensbündnis „80. Jahrestag der Begegnung von Torgau 1945“ hatte zusammen mit der DKP Torgau zu einer Friedensdemonstration aus diesem Anlass aufgerufen.
Die Mitorganisatoren Elke und Gerd Brucks eröffneten die Auftaktkundgebung. Der Journalist und UZ-Autor Arnold Schölzel berichtete von seinen ersten Eindrücken an diesem geschichtsträchtigen Ort, darunter dem sowjetischen Ehrenfriedhof, auf dem auch viele Frauen und Kinder begraben sind. Das jüngste wurde nur sechs Monate. „Keiner ist vergessen“, gemahnte Schölzel im Gedenken an die 3,5 Millionen sowjetischer Kriegsgefangener, die in Deutschland ums Leben kamen.
Damit war die Friedens-Demonstration eröffnet, und der Zug bewegte sich über die fünfhundert Meter lange Torgauer Elb-Brücke. Vorneweg SDAJ und DKP, dann Friedensglocke, Freidenker und BSW, Berliner NaturFreunde, Deutsch-Chinesische Freundschaftsgesellschaft zu Ludwigsfelde und viele andere. Auf etwa 1.000 Teilnehmer war der Zug angewachsen und füllte die Brücke von einem Ende bis zum anderen. Vorne ertönten kommunistische und Arbeiterlieder aus dem Lautsprecher, weiter hinten sangen Teilnehmer lautstark selbst. Die Prägung vieler Menschen durch die DDR war unverkennbar, denn die Gesänge erschallten nicht nur auf deutsch und englisch, sondern auch auf Russisch.
Das Thälmann-Denkmal bildete die erste Station. Hier sprach Patrik Köbele, Vorsitzender der DKP, und gedachte der ermordeten Sowjetbürger, die „für unsere Freiheit gestorben sind“. Der Bundesregierung warf er Geschichtsvergessenheit vor. Scharf geißelte er die geplante Wehrpflicht, die unsere Kinder zu Kanonenfutter machen will. Doch aus dieser Wut müsse Widerstand wachsen. Das sei das Versprechen am Tag der Begegnung in Torgau vor 80 Jahren gewesen. „Dank euch ihr Sowjetsoldaten. Das ist das, was sich hinter ‚Spasiba‘ verbirgt.“
Alfred Geißler vom Revolutionären Freundschaftsbund erinnerte an die historische Bedeutung von Thälmann und zitierte ihn mit den Worten: „Die Kriegsgefahr liegt im Wesen des Kapitalismus begründet.“ Frieden aber sei das erste Menschenrecht, weshalb die Stationierung neuer Mittelstreckenraketen in Deutschland verhindert werden müsse.
Mit kämpferischen Liedern und „Ras, dva, tri“-Rufen (Etwa: „Eins, zwei, drei“) ging es zum Marktplatz, wo Thomas Kachel vom BSW Sachsen und die Journalistin und Autorin Christiane Reymann sprachen. Thomas Kachel erinnerte an den Schwur von Buchenwald und sagte, mit dem heutigen Ukraine-Krieg hätten die sowjetischen Soldaten von 1945 nichts zu tun. Er rief dazu auf, Differenzen innerhalb der Friedensbewegung zu überwinden. In ihrer kämpferischen Rede geißelte Christiane Reymann die heute stattfindende Umdeutung der Geschichte und rief: „Wir lassen es nicht durchgehen, dass die Toten verschwinden!“ Wer die Geschichte vergesse, könne die Zukunft nicht gestalten. Indem Russland als Feind aufgebaut werde, werde ein neuer Krieg vorbereitet, was einher gehe mit „anti-slawischem Rassismus“.
Höhepunkt und letzte Station war das große, blumengeschmückte Denkmal für die gefallen sowjetischen Soldaten. Hier hatte sich der russische Botschafter Sergej Netschajew am Vortag Vorhaltungen anhören müssen. Seine Anwesenheit sei daran schuld, dass Botschafter anderer Länder fernblieben, so der sächsische Ministerpräsident Kretschmer. Vor dem Hintergrund dieses unrühmlichen Vorfalls dankte Tino Eisbrenner, der auf der gegenüber aufgebauten Bühne mit seinem Orchester auftrat, dass an diesem 26. April 2025 hier würdevolles Gedenken möglich war. In stiller und andächtiger Trauer verneigten sich Angehörige der russischen Botschaft und legten Kränze und Blumen nieder.
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