Zum Krieg gegen Gaza

Zukunft verweigert

Mehr als 40.000 Tote zählte die Verwaltung in Gaza seit Beginn der israelischen Angriffe. „Die meisten von ihnen sind Frauen und Kinder”, betonte Volker Türk, der „Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte“. Er spricht von einer unvorstellbaren Situation. Das Ausmaß, in dem Israels Militär Wohnhäuser, Schulen Krankenhäuser, Moscheen und Kirchen zerstört, sei zutiefst schockierend.

Und hier geht es nur um die Toten, die unmittelbar als Folge von Angriffen starben. Womöglich Zehntausende weitere sind Opfer der Zerstörung der Infrastruktur, so die medizinische Fachzeitschrift „Lancet“.

Tausende Leichen sind vermutlich noch unter den Trümmern begraben und schon droht mit einer Polio-Epidemie eine neue Katastrophe. Israel bombardiert Gaza nicht nur in die Steinzeit zurück, wie es Benjamin Gantz 2014 als Generalstabschef begonnen hatte. Israel will Palästina die Zukunft nehmen.

Die Schulen zerstört, Kinder und Lehrer verletzt, traumatisiert oder gar getötet – Palästina soll keine Bildung und keine Perspektive haben. Mit den Drohungen Benjamin Netanjahus, auch im Falle eines Waffenstillstands nach wenigen Wochen die Angriffe fortzusetzen, wird selbst die Hoffnung auf einen Wiederaufbau mit internationaler Hilfe zunichte gemacht. Unter dem Deckmantel des Krieges in Gaza versuchen Siedler auf der Westbank immer aggressiver, Palästinenser zu vertreiben.

Die Verwaltung von Gaza sprach von 40.000 Toten, die meisten Frauen und Kinder. Zur gleichen Zeit brüstete sich das israelische Militär, es habe 17.000 Kämpfer getötet. Mit anderen Worten: Für Israels Armee gibt es keine Zivilisten unter den männlichen Einwohnern von Gaza.

Wo in Gaza der unbedingte Wille der Armee zur Zerstörung herrscht, werden auf der Westbank Siedlungen gezielt so geplant und errichtet, dass der Aufbau eines palästinensischen Staates nicht mehr möglich ist. Internationale Erklärungen, dass der Siedlungsbau illegal sei, werden Israel nicht zu einer Umkehr bewegen. Der rechtsradikale Minister Smotrich bringt auf der Plattform „X“ nur auf den Punkt, was israelische Politik seit 57 Jahren ausmacht – gleichgültig welche Partei den Regierungschef stellte: „Keine antiisraelische oder antizionistische Entscheidung wird den Siedlungsbau stoppen.“ Und Netanjahus Rede vom „zweiten Unabhängigkeitskrieg“ nach dem 7. Oktober war der Aufruf zum Krieg gegen Palästina.

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Zukunft verweigert", UZ vom 23. August 2024



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Baum.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit