Am Wochenende hatte Donald Trump die Journalistin Mika Brzezinski auf die Titelseiten katapultiert. Dabei hieß seine Botschaft eigentlich: „Das Goldene Zeitalter der USA bricht an“. Mit sauberer Kohle, Gas, Öl und Atomenergie. Das war nicht bei allen gut angekommen. Die Bemerkung über Brzezinskis angeblich stark blutende Gesichts-OP allerdings auch nicht. Vor zwei Jahren hatte sich Trump ähnlich über CNN-Darling Megyn Kelly ausgelassen. Hier an Taktik zu glauben hieße wohl, ihm intellektuell etwas zuviel zuzumuten. Die innenpolitische Trostlosigkeit des Imperiums hat sich einen polternd-ignoranten Milliardär zum Retter aus dem Sumpf der Oligarchen erkoren. Die Ergebnisse sind entsprechend.
Bleiben wir beim „Goldenen Zeitalter“. Es fühlt sich an wie vor 150 Jahren. Colonel Drake hat seine erste Bohrung niedergebracht. Gruben werden abgeteuft, Stahlwerke entstehen, Eisenbahnlinien erobern den Westen. Die Siedler, aber vor allem die Carnegies, Rockefellers und Morgans reißen sich das Land unter den Nagel. Eine ziemlich dreckige und noch weitaus blutigere Abgelegenheit. Der Bürgerkrieg allein fordert fast eine Million Tote. Die Reaktivierung des längst verstaubten Gründungsmythos als Hochglanzvision des 21. Jahrhunderts? Wie groß muss der Grad an Verzweiflung sein?
Bei nicht wenigen Globalisierungsverlierern in den Rust-Belts allerdings dürften Trumps Lobpreisungen der Atomindustrie und der Verfeuerung der „unbegrenzten“ fossilen Kohlenstoffreserven ebenso gut angekommen sein, wie die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, dass Trumps „Muslim Ban“ – die Einreisebeschränkungen für Menschen aus Iran, Libyen, Somalia, Sudan, Syrien und Jemen – rechtens sei. Die ölexportierenden Staaten hätten das Öl und Gas „als Waffe“ eingesetzt. Man wolle sich von der Abhängigkeit vom OPEC-Kartell, von den Golfstaaten (!) befreien.
Durch eine dominierende Rolle am Energiemarkt würden die USA ihre globale Vormachtstellung festigen und ausbauen, so der Präsident. Die dabei störenden Umweltschutzvorschriften werde man daher schlicht aufheben. Die USA wollten – natürlich ganz ohne Waffen – „Weltmarktführer“ bei Öl und Gas werden und die Welt, speziell die Ukraine, mit sauberer US-amerikanischer Kohle beglücken.
Das ambitionierte Vorhaben der US-Fossilenergiekonzerne stützt sich vor allem auf die Fracking-Technologie und die Gasverflüssigung (Liquified Natural Gas, LNG). Mit LNG hoffen sie auch auf dem europäischen Markt Fuß fassen zu können. Der Aufwand zur Gasverflüssigung (minus 162 Grad Celsius) und für den Transport in speziell isolierten LNG-Schiffen ist allerdings erheblich, von den ökologischen Aspekten ganz zu schweigen.
Neu ist das alles nicht. Den Versuch, „America“ mit Fracking und LNG „great again“ zu machen, hatte Friedenspräsident Obama gestartet. Außerhalb der Wall Street ist die US-Wirtschaft alles andere als „great“. Ab Mai 2014 war allerdings der Rohölpreis von 106 Dollar auf schließlich 29,41 Dollar (Januar 2016) abgestürzt. Der Erdgaspreis notierte im Juni 2008 noch bei 14,75 Dollar und erreichte im März 2016 sein historisches Tief mit 1,61 Dollar. Damit war Fracking zu einem milliardenschweren Flop geworden. Um die Rückkehr ins „Goldene“ Fossilzeitalter Wirklichkeit werden zu lassen, bedürfte es eines globalen Wirtschaftsbooms und einer Art Kriegszustandes mit Russland, Europas Energielieferanten Nummer Eins.
Die protestantische Pfarrerstochter im Kanzleramt wird auf dem G20-Treffen Gelegenheit haben, als grüner Umwelt-Erzengel Angela, ausgestattet mit dem publizistischen Flammenschwert von Friede Springer und Liz Mohn, den Umweltfrevler Trump samt Dreckskohle und Fracking-Gas aus den grünen Auen des europäischen Paradieses zu vertreiben – gesponsert von VW, Audi, E.ON, Monsanto/Bayer und Co.