Als in Südafrika im Juni 1964 das Urteil gegen acht Anti-Apartheid-Kämpfer anstand – unter ihnen Nelson Mandela –, mussten die Angeklagten mit dem Todesurteil rechnen. Der Spruch des Rassistengerichts lautete auf lebenslange Haft. Der Angeklagte Denis Goldberg schilderte Jahrzehnte später in einem Rundfunkinterview seine Reaktion: „Wir haben gelacht und ich rief meiner Mutter, die im Gerichtssaal saß, zu, dies bedeute zu leben, und zu leben sei wunderbar.“ Es war diese Lebenszugewandtheit, die Denis Goldberg die folgenden mehr als 22 Jahre der Haft ungebrochen überstehen ließ.
Denis Goldberg, 1933 als Sohn jüdischer Eltern mit litauischen Wurzeln in Kapstadt geboren, hatte sich 1957 der Südafrikanischen Kommunistischen Partei angeschlossen. 1961 wurde der junge Ingenieur Mitglied des bewaffneten Arms des ANC, Umkhonto we Sizwe (Speer der Nation). Seine erste Gefängniserfahrung machte er 1960, als er und seine Mutter wegen Unterstützung von Streiks der Schwarzen ohne Verfahren vier Monate lang in Haft waren.
Die Verhaftung und Verurteilung im nach einem Stadtteil von Johannesburg benannten Rivonia-Prozess erfolgten wegen der Rekrutierung von Kämpfern und „Vorbereitung einer Revolution“. 30 Jahre alt war Goldberg, als das Rassistenregime ihn hinter Mauern einschloss, 52 war er, als er 1985 aufgrund internationalen Protests entlassen wurde. Die endlosen Gefängnisjahre hat er genutzt, um sich weiterzubilden. Unter anderem brachte er sich selbst die deutsche Sprache bei und zitierte später gern Brecht: „Unter die Menschen kam ich zur Zeit des Aufruhrs/Und ich empörte mich mit ihnen./So verging meine Zeit,/Die auf Erden mir gegeben war.“
Aus dem Gefängnis heraus wurde Goldberg zum Flughafen gebracht und nach Israel ausgeflogen, wo er seine Frau und seine beiden Kinder wiedersah. Israels Kumpanei mit dem Apartheidregime und die Palästina-Politik trieb die Familie von dort ins Londoner Exil, wo er Solidarität für den Anti-Apartheid-Kampf organisierte. Nach dem Sieg des ANC bei den Wahlen 1994 gründete er „HEART“, eine Organisation, die Spendengelder für Projekte in Townships sammelte.
Erst 2002, nach dem Tod seiner Frau im Jahr 2000, betrat Denis Goldberg wieder südafrikanischen Boden und übernahm politische Aufgaben. Nach dem Tod seiner zweiten Frau, einer deutschen Genossin, zog er sich von seinen Ämtern zurück, kritisierte aber weiterhin scharf korrupte ANC-Veteranen für den Verrat der Ideale, für die sie einst gekämpft hatten. Am 27. April ist er, 87-jährig, gestorben.
Die Südafrikanische Kommunistische Partei beklagt den Verlust eines Genossen, der sein bewusstes Leben lang gegen Unterdrückung und für Gleichheit stand: „In den letzten Jahren hat Genosse Denis mit dem gleichen unbeugsamen Geist, mit dem er gegen die Apartheid und den Kapitalismus gekämpft hat, gegen Krankheiten gekämpft. Er blieb bis zu seinem letzten Atemzug ein Aktivist.“ Das von ihm gegründete Kultur- und Bildungszentrum „Haus der Hoffnung“ in Hout Bay, Kapstadt, wird über seinen Tod hinaus wirken. „Es ist eine Vision, die die Leidenschaften meines Lebens verbindet: die Schaffung nichtrassistischer und vorurteilsfreier Gemeinschaften, die Verwirklichung des Potenzials junger Menschen … Einen Raum zu schaffen, in dem junge Menschen Kreativität und Ausdrucksfähigkeit entwickeln können, wird mein dauerhafter Beitrag zur Zukunft von Hout Bay sein, das so lange mein Zuhause war.“