Die UZ sprach mit Lena Widmann, Sekretärin für den Fachbereich Handel in der ver.di-Bundesverwaltung.
UZ: In Deutschland weigert sich Amazon, die Beschäftigten nach dem Einzelhandelstarif zu bezahlen. Wie agiert Amazon außerhalb der BRD gegenüber den Kolleginnen und Kollegen?
Lena Widmann: In einigen Ländern gibt es andere gesetzliche Rahmenbedingungen, an die sich Amazon natürlich halten und sich zum Teil auf Gespräche einlassen muss. Einen gemeinsam verhandelten Tarifvertrag, so wie wir und unsere Mitglieder bei Amazon ihn fordern, gibt es jedoch nirgendwo.
UZ: Mit welchen Gewerkschaften arbeitet ver.di international zusammen, um auf Amazon Druck auszuüben?
Lena Widmann: Wir haben über unseren Dachverband UNI global union Kontakt zu Gewerkschaften weltweit, so dass eine gute Vernetzung über Ländergrenzen hinweg möglich ist.
UZ: Wie sieht die internationale Vernetzung der Gewerkschaften aus?
Lena Widmann: Amazon arbeitet höchst standardisiert und ist somit international gut vergleichbar. Internationale Netzwerke schaffen die Basis, um voneinander zu lernen. Zudem ist Amazon ein global agierender Player, da ist es aus gewerkschaftlicher Sicht mehr als sinnvoll, auch in internationalen Kontexten zu denken, denn Amazon erschließt immer mehr Länder. Unser Dachverband unterstützt uns dabei durch regelmäßige Treffen.
UZ: Ist es euer Ziel, durch diese Kooperation auch einen spürbaren Druck auf den Betriebsablauf bei Amazon auszuüben oder geht es euch eher um die Öffentlichkeitswirksamkeit?
Lena Widmann: Ziel aus unserer Sicht und aus der der Beschäftigten und Mitglieder ist es, den Tarifvertrag bei Amazon zu bekommen. Dafür muss Amazon weg von seiner Verweigerungshaltung und hin an den Verhandlungstisch. Die Beschäftigten in Deutschland kämpfen dafür zum Teil seit fünf Jahren. Wenn wir durch internationale Vernetzung den Druck auf Amazon erhöhen können, mit uns zu verhandeln, bringt uns das einen erheblichen Schritt weiter. Deshalb führen wir das länderübergreifende Netzwerk zielgerichtet fort und treiben es voran.