Zetsche vorgeführt

Lucas Zeise zur Hetzjagd auf die Dieselproduzenten

Mit immer brutaleren Methoden geht die politisch herrschende Kaste gegen die deutsche Hochtechnologie im Fahrzeugbau vor. Jüngstes Opfer war am Montag der Vorstandsvorsitzende der Daimler AG. Jürgen Zetsche, ein Mann, der vor Jahren schon mit der Vermarktung seines Schnurrbarts den hart umkämpften US-amerika­nischen Markt für Diesel- (und Benzin­produkte) mit dem Stern er­schlossen hatte, wurde ins Verkehrsministerium einbestellt. Die autokritischen Fern­­seh­anstalten hatten Wind be­kommen. Die Tagesschau machte zur besten Sendezeit mit der Story auf, wie Zetsche um 16.15 Uhr gebeugt ins Verkehrsministerium tritt und wenig später noch gebeugter aus dem Ministerium entlassen wird. Dazwischen sieht man den jugendlichen und energischen Verkehrsminister, Andreas Scheuer (CSU), wie er den noblen Autokonzern anweist, mehr als 200000 Fahrzeuge zurückzurufen, um angeblich fehlerhafte Software – auf Kosten Daimlers! – zu korrigieren.

Dass hier eine koordinierte Treibjagd gegen die erfolgreiche Autoindustrie Deutschlands veranstaltet und öffentlich inszeniert wird, daran kann kein Zweifel bestehen. Wir erinnern uns, dass der rot-grüne Senat der Hansestadt Hamburg vor einigen Wochen zwei Straßen der Innenstadt für Dieselfahrzeuge komplett sperren ließ, nur weil die Stickoxidwerte der Messstationen, die unmittelbar an den betroffenen Straßen aufgestellt waren, über den willkürlich von der autofeindlichen EU festgelegten Grenzwerten lag. Dass diese bürokratische Willkür die Autohersteller tief getroffen hatte, wurde nur einige Tage später deutlich. Porsche räumte öffentlich ein, dass die Firma sich aus der Belieferung des europäischen Marktes zurückziehen müsse. Jedenfalls könne das Unternehmen angesichts der übermäßig strengen Zulassungsvorschriften nicht mehr gewährleisten, dass es den Kunden jederzeit die gesamte Ausstattungspalette seiner Premiumprodukte liefern könne. Die autokritische Presse wertete das als Kapitulation Porsches vor der ökologischen Bürokratie.

Zurück zur Jagd auf Zetsche: Schon im Herbst vorigen Jahres hatten die Autoindustriellen auf dem von der Politik veranstalteten Dieselgipfel als einzig ökonomisch tragbare Lösung angeboten, die Software beanstandeter Dieselfahrzeuge auszutauschen. Warum wurde nun der verdiente Daimler-Chef öffentlich vorgeführt? Die Antwort ist einfach. Die CSU hofft vor der Landtagswahl in Bayern Punkte zu machen. So auto- und industriefeindlich ist Deutschland bereits geworden.

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Zetsche vorgeführt", UZ vom 15. Juni 2018



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Herz.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit