30 Stunden sind genug – Arbeitszeitkonferenz der DKP
Für eine neue gewerkschaftliche Offensive zur Arbeitszeitverkürzung
Arbeitszeitverkürzung debattieren, begründen, verankern. Gemeinsame Schritte finden.
4. November 2017, 10.00 Uhr bis 16.00 Uhr.
Haus der Essener Gewerkschaften, Teichstraße 4a, 45 147 Essen
9.00 Uhr Einlass
10.00 Uhr Eröffnungsreferat von Margareta Steinrücke, Mitglied ATTAC-Deutschland, Koordinatorin der Initiative „Arbeitszeitverkürzung jetzt“
12.00 Uhr Pause
13.00 Uhr Aktuelle Aussagen und Debatten zu Arbeitszeitfragen der Gewerkschaften mit Robert Sadowsky, 1. Bevollmächtigter IGM-Gelsenkirchen, Tobias Michel, ehem. Betriebsrat, Mitglied ver.di-Fachkommission Krankenhäuser und Reha NRW und Rainer Perschewski, Betriebsgruppensprecher EVG, Betriebsratsvorsitzender 14.00 Uhr Diskussion
16.00 Uhr Ende der Konferenz
Am 4. November veranstalten die DKP-Bezirke Niedersachsen, Rheinland- und Ruhr-Westfalen sowie die Kommission „Betrieb und Gewerkschaft“ des Parteivorstandes eine Konferenz zur Arbeitszeitverkürzung. Darüber sprach die UZ mit Peter Köster.
UZ: Warum zu dieser Zeit diese Konferenz?
Peter Köster: In fast allen DGB-Gewerkschaften werden auf verschiedene Weise Debatten um „alte und neue Formen“ einer Arbeitszeitverkürzung geführt. In unserer Partei diskutieren wir mit dem Leitantrag an den 22. Parteitag „Gesellschaft verändern – aber wie und wohin?“ unsere kommunistischen Positionen zur Aktionseinheit und unser solidarisch-aktives Mitwirken in den Gewerkschaften. Ein wesentlicher Teil dieser solidarischen Debatte soll und wird der Kampf um die Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich sein.
Die Konferenz soll dazu beitragen, im Dialog mit fortschrittlichen Gewerkschaftern und Aktiven aus der Bewegung für eine Arbeitszeitverkürzung die Positionen der DKP zu verifizieren und uns in einem kritisch-solidarischen Dialog zu befähigen, die Argumente für eine neue Offensive in der Arbeitszeitverkürzungsdebatte zu formulieren.
UZ: Die Diskutanten im Podium sind auf ihre Weise aktiv in der Thematik der Arbeitszeitverkürzung unterwegs. Warum habt ihr diese eingeladen?
Peter Köster: Eben um genau diesen oben beschriebenen Dialog mit hoher Kompetenz zu führen und in möglichst vielen gewerkschaftlichen Gliederungen und Betrieben zu tragen.
Unsere Orientierung als Partei der Arbeiterklasse kann nur diesen konsequenten Schluss zulassen. Mit der Kollegin Margareta Steinrücke als einer der Koordinatoren der bundesweit tätigen Initiative „Arbeitszeitverkürzung jetzt“ freuen wir uns auf eine ausgesprochene Kennerin des Themas Arbeitszeitverkürzung mit der klaren Orientierung auf eine „kurze Vollzeit“. Sie wird zum Einstieg in die Konferenz unter anderem auf die Wirkung von Arbeit 4.0, wie auch auf internationale Kampagnen und Erfahrungen eingehen. Zeit zur Diskussion haben wir uns reichlich gegeben.
UZ: In Betrieben und Gewerkschaften werden heute eher andere Arbeitszeitmodelle als die 30-Stunden-Woche diskutiert. Gibt es Chancen, die Diskussion zur allgemeinen AZV damit zu verbinden – und wie?
Peter Köster: Unbedingt und gewollt. Zuerst sind es nicht wir, also unsere Partei, die diese Diskussion bestimmen. Die findet in den Betrieben statt. Von dort in die diversen gewerkschaftlichen Gliederungen und Organisationen. Trotzdem ist die Forderung nach einer kurzen Vollzeit schon vor Jahren, unter anderem durch das Manifest für eine Arbeitszeitverkürzung der Professoren Bontrup und Massarrat, wieder massiver in die gewerkschaftsöffentliche Debatte gerückt. Der Wandel in der Arbeitswelt, erhöhter Druck in den Betrieben, Zunahme psychischer Erkrankungen, Analysen, Studien und Hinterfragungen zu fortschreitenden digitalen Entwicklungen in der Arbeitswelt haben ihren weiteren großen Anteil an der Auffrischung der Arbeitszeitdiskussion.
Die bisherig bekannten Vorstellungen und Strategien der DGB-Gewerkschaften sind hier sehr unterschiedlich. Die Eingeladenen sind für ihre Gewerkschaften kompetente Diskutanten, die einerseits die aktuelle Position der jeweiligen Organisation darstellen werden. U. a. bei der EVG den kürzlich abgeschlossenen Tarifvertrag mit „Wahlmöglichkeiten“ bis hin zur Wochenarbeitszeitverkürzung. Bei der ver.di die laufende Diskussion um ein „Arbeitszeitvolumen“, welches die unterschiedlichsten Branchenbereiche unter einer gemeinsamen Losung sammeln soll. Die von der IGM durchgeführte zweite Mitgliederbefragung, unter anderem zu Arbeitszeitfragen, und Schlussfolgerungen daraus. Andererseits werden alle drei ihre eigenen Schluss- und Alternativvorstellungen zur Diskussion stellen.
UZ: Die Konferenz steht ja auch unter dem Motto der 30-Stunden-Woche. Müsste nicht als erster Schritt die 35-Stunden-Woche angegangen werden?
Peter Köster: Konkret sagen wir: 30 Stunden sind genug! Im Entwurf Leitantrag zum 22. Parteitag der DKP formulieren wir es so: „Kurzfristig die Kürzung der gesetzlich zulässigen regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit auf 35 Stunden und mittelfristig auf 30 Stunden.“ Die Argumente dafür wollen wir im oben beschriebenen Dialog prüfen, auf ihre lang- wie kurzfristige Bedeutung, Wirkung und Machbarkeit hin diskutieren. Die Forderung stellt für uns das Ziel, aber nicht den Weg dar. Die Wege hin zu einer konsequenten, auf die ökonomischen Notwendigkeiten und Lebensvorstellungen der arbeitenden Klasse ausgerichteten Zielsetzung können und werden sicherlich sehr unterschiedlich verlaufen. Genau hier wollen wir mit der Konferenz Anknüpfungspunkte für die gewerkschaftlichen Diskussion finden. Welche gesellschaftliche Kraft soll weitere Schritte zur Arbeitszeitverkürzung durchsetzen, wenn nicht die Gewerkschaften mit einer möglichst einheitlichen Orientierung auf ein auf alle Interessen der Arbeitenden ausgerichtetes Ziel?