Der gerade aus der Haft entlassene Chefredakteur der türkischen Zeitung „Cumhuriyet“, Can Dündar, kritisierte die Passivität der EU beim Thema Menschenrechte in der Türkei. Es sei zwar „bis zu einem gewissen Grad“ akzeptabel, dass die EU zur Lösung der Flüchtlingskrise mit der türkischen Regierung zusammenarbeitet. „Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass sich europäische Politiker nicht davon abhalten lassen, öffentlich deutliche Worte zum Thema Menschenrechte und Pressefreiheit zu finden“, sagte er.
Dündar und der Hauptstadtkorrespondent seiner Zeitung, Erdem Gül, waren Ende November in Untersuchungshaft genommen worden. Nachdem das Verfassungsgericht am 25. Februar ihre Freilassung angeordnet hatte, verkündete der Präsident Recep Tayyip Erdogan, dass er keinen Respekt vor dieser Entscheidung habe. Auch nach ihrer Freilassung droht den Journalisten eine Verurteilung wegen Spionage und Geheimnisverrats, weil sie über Waffenlieferungen des türkischen Geheimdienstes an syrische Islamisten berichtet hatten.