Bündnis fordert sechs Jahre „Mietenstopp“ – Aktionen in 50 Städten

Wohnst Du noch?

Wohnen ist ein Menschenrecht – oder doch nur eine gewöhnliche Ware? Bereits vor Krieg und Krise sind bezahlbare Mietwohnungen – nicht nur in den Ballungszentren München, Frankfurt oder Berlin – zum begehrten Mangelgut geworden. Durch die stark steigenden Energiepreise hat sich die Lage vieler Mieterinnen und Mieter weiter zugespitzt. Gegen diese Entwicklung regte sich am vergangenen Samstag in über 50 Städten Protest. Im Rahmen des bundesweiten Aktionstags „Mietenstopp“ forderte ein Bündnis aus Gewerkschaften, Mieterbund, Sozialverbänden und weiterer Initiativen neben der Einführung eines bundesweiten, sechsjährigen Mietenstopps die soziale Abfederung der Krisenfolgen.

Auch im mittelhessischen Marburg gingen rund 60 Menschen unter der Losung „Wohnen muss bezahlbar bleiben“ auf die Straße. Der lokale DGB-Kreisvorsitzende Pit Metz ergänzte in seiner Rede die Forderung nach einem bundesweiten Mietenstopp um ein Aussetzen von Strom- und Gassperren, den Bau von mehr Sozialwohnungen und die Ausweitung des Wohngeldes.

DKP-Stadtverordnete Tanja Bauder-Wöhr erinnerte daran, dass das Leben aus mehr als aus Arbeiten und der Angst besteht, die nächste Miete nicht mehr bezahlen zu können. Sie warnte eindringlich davor, dass die steigenden Nebenkosten viele im Herbst und Winter dazu zwingen werden, ihre Wohnung nur noch unzureichend zu heizen. Bettina Böttcher-Dutten, städtische Ombudsfrau für Wohnen und Mitglied im Mieterbeirat im Marburger Stadtteil Richtsberg, mahnte eine gesetzliche Verankerung von Mitbestimmungsrechten von Mieterräten an.

Die Kundgebung begann mit einem 25-minütigen Straßentheater der „Revolutionären antifaschistischen Aktion Gießen“, in dessen Rahmen der „Goldene Miethai“ symbolisch an einen lokalen Häuserspekulanten verliehen wurde. Die zentrale Botschaft der Aufführung: Im Kapitalismus wird alles zur Ware – auch unser Zuhause. Dies schreit nach Enteignung und gesellschaftlicher Planung statt privater Konkurrenz.

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"Wohnst Du noch?", UZ vom 14. Oktober 2022



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