Wenn am Sonntag das Endspiel des Afrika-Cups bzw. der Fußball-Afrikameisterschaft ausgetragen wird, dann werden die meisten davon nichts mitbekommen. Nicht nur, dass das Spiel nicht im privaten oder gar öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen wird, auch die Pay-TV-Sender hatten an den Übertragungsrechten für das Turnier kein Interesse. Insgesamt scheint das Ereignis nicht besonders neugierig zu machen, obwohl es sich doch um Fußball handelt. Es reichte gerade mal für ein paar spärliche Fernsehberichte über den gabunischen Nationalstürmer Pierre-Emerick Aubameyang – weil wir den ja vom BVB kennen – und über das Gastgeberland Gabun, wo der Präsident die letzte Wahl gewonnen haben soll, aber die Opposition spricht von Betrug, es gibt Proteste. Alles ganz schwierig, lautet der Tenor.
Dazu jammert der ein oder andere europäische Verein über den zeitweisen Verlust der afrikanischen Nationalspieler in ihrer Aufstellung für die regulären Saisonspiele – schließlich geht es da um was. Man stelle sich vor, einer ihrer Sternchen verletzt sich wegen der Teilnahme an der Afrikameisterschaft. Was das kostet.
Das mangelnde Interesse ist nicht allein dem stärker werdenden Eurozentrismus geschuldet. Der afrikanische Fußball wird abgehängt. Es fehlt an Infrastruktur, Kompetenz und Geld. Sobald sich Fußballer hervortun, greift Foot- wie Brain-Drain – talentierte Spieler werden von europäischen Vereinen gesichtet und weggekauft.
Auch der Austragungsort Gabun ist ein Zeichen dafür, wie schwierig es der Fußball in Afrika hat, obwohl der Sport so beliebt ist. Denn eigentlich sollte das Turnier 2017 in Südafrika stattfinden. Das Land hatte das Gastgeberrecht aber für 2013 von Libyen übernommen, weil die Imperialisten das Land gerade in die Steinzeit gebombt hatten. Dafür sollte Libyen die Afrikameisterschaft 2017 ausrichten, vier Jahre sollten dem Land reichen, um wieder als Gastgeber fungieren zu können. Aber auch da hatten sich die Verantwortlichen leicht verschätzt. So kam Gabun zu dieser Ehre, obwohl das Land bereits 2012 Ausrichter der Afrikameisterschaft war, damals zusammen mit Äquatorialguinea. Zu diesem Zweck wurden auf die Schnelle noch zwei Stadien im knapp zwei Millionen Einwohner zählenden Gabun errichtet, mit chinesischer Finanzhilfe wurden Stadien in Oyem und Port-Gentil gebaut, die jeweils etwa 20 000 Zuschauer fassen, wie Georges Hallermayer in der Tageszeitung „junge Welt“ schreibt.
Das ist sicherlich nicht die Infrastruktur, die das Land für die Entwicklung des Fußballs braucht. Aber das ist kein afrikanisches Problem und auch keines, das sich auf den Fußball beschränkt. Dass Stadien und Mega-Sportstätten einen sehr eingeschränkten Nutzen haben, weiß man von Athen (Olympische Sommerspiele 2004) bis Rio de Janeiro (2016) nur zu genau.
Aber vielleicht doch noch ganz kurz zum Sportlichen: 16 Teams spielten in Gabun um den Titel, vier davon stehen im Halbfinale: Ägypten, Ghana, Kamerun und der krasse Außenseiter Burkina Faso, quasi das Island des afrikanischen Fußballs. Die Ausgangslage ist spannend, denn Ghana hat seit 35 Jahren den Afrika-Cup nicht mehr gewonnen, Burkina Faso noch nie. Ägypten ist als Rekordmeister nicht gerade Sympathieträger und wurde bei Erscheinen dieser Zeitung hoffentlich von Burkina Faso rausgekegelt. Wer das Endspiel gucken möchte, kann sich ja in die Fänge der Wettmafia begeben. bet365.com zeigt das Spiel im Internet-Livestream.