Wo steckt der MIK?

Hans-Peter Brenner zur Analyse des Militär-Industrie-Komplexes

Nein, kein Schreibfehler.

Ich frage nicht nach Mi(c)k (Jagger), dem Uraltfrontmann der „Stones“, der mit seinen 74 Jahren noch immer wie ein wild gewordener Derwisch über die Bühnen der Welt tobt. Mit MIK ist der „Militärisch-industrielle Komplex“ gemeint. Dieser Begriff klingt irgendwie „marxistisch“; aber er ist es nicht. Er wurde von einem der Vorgänger Donald Trumps, dem Oberfehlshaber der US-Armee im II. Weltkrieg und späteren US-Präsidenten General Dwight D. Eisenhower geprägt. Er übte nach der erfolgreichen Karriere beim Militär inmitten der schwärzesten Tage des Kalten Krieges von 1953 bis 1961 das Amt des Präsidenten der USA aus.

Eisenhower hatte in seiner Amtszeit nicht von seinen militärischen Überzeugungen Abstand genommen und war nicht vom Falken zur Taube mutiert. Deshalb überraschte er in seiner Abschiedsrede umso mehr die ganze Welt. Er übte heftige Kritik an der Hilf- und Machtlosigkeit des angeblich „mächtigsten Mannes der Welt“ gegenüber den großen Rüstungskonzernen und ihren Interessenvertretern in Politik und Verwaltung. Er fürchtete, dass diese Gruppe des Monopolkapitals in Zukunft durch ihre schiere Größe die us-amerikanische Politik bestimmen könnte.

„Wir in den Institutionen der Regierung müssen uns vor unbefugtem Einfluss – beabsichtigt oder unbeabsichtigt – durch den militärisch-industriellen Komplex schützen. Das Potenzial für die katastrophale Zunahme fehlgeleiteter Kräfte ist vorhanden und wird weiterhin bestehen. Wir dürfen es nie zulassen, dass die Macht dieser Kombination unsere Freiheiten oder unsere demokratischen Prozesse gefährdet. Wir sollten nichts als gegeben hinnehmen.“

In den 70er Jahren gehörte die Warnung vor diesem reaktionärsten Teil der Monopolgruppen zur gängigen Argumentation marxistischer Kapitalismusanalyse und -kritik. Ein Standardwerk der Imperialismusanalyse des Instituts für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED, „Der Imperialismus der BRD“, brachte damals eindrucksvolle Fakten:

Danach vereinigten 1968 in den USA allein fünf Gesellschaften (General Dynamics, Lockheed Aircraft, General Electric, United Aircaft und McDonnell Aircraft) mehr als 45 Prozent aller Erstkontrakte für Rüstungsaufträge auf sich. In den hundert führenden Rüstungskonzernen waren 2100 ehemalige Oberste und Generäle der us-amerikanischen Streitkräfte in leitenden Funktionen tätig. Dass das mit der verschärften und barbarischen Aggression gegen das vietnamesische Volk einherging und mit einer explosionsartigen Steigerung des Rüstungsetats war kein Zufall.

Und heute? Ich stelle ein großes Analyse-Defizit bei mir/uns fest. Noch stochern wir im Nebel um zu verstehen, welche Gruppierungen innerhalb des Monopolkapitals der USA ein besonderes Interesse daran hatten, den mehrfachen Beinahe-Bankrotteur Trump bis ins Weiße Haus zu pushen. Aber dass hochrangige Generäle den engsten Beraterstab von Trump bilden ist sicherlich kein Zufall. Und dass der vor vier Jahren wegen einer Affäre mit seiner Biographin abgelöste damalige US-Stabschef und Vier-Sterne-General Petraeus noch vor Ablaufen seiner Strafe bereits als Nachfolger des grade gescheiterten Sicherheitsberaters und Ex-Generals Michael Flynn gehandelt wird, passt wie die Faust aufs Auge. Früher waren dies eher Zivilisten wie Henry Kissinger, Zbigniew Brzezinski oder Condoleezza Rice – auch sie waren kaltschnäuzige und aggressive Vertreter des US-Militarismus – aber halt keine Militärs.

Dass Trump nun auf eine riesige Aufrüstungswelle der NATO und die Erhöhung der Verteidigungsausgaben innerhalb des von den USA dominierten Kriegspakts NATO drängt, wird die Umsätze des MIK hochschießen lassen. Es ist notwendig, diese Strukturen genauer zu untersuchen. Übrigens auch in Deutschland.

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"Wo steckt der MIK?", UZ vom 24. Februar 2017



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