Es sollte ein glanzvoller Festakt werden und wurde trotz allen Aufwands eher ein Trauerakt: Die Eröffnung des Fußballmuseums in Dortmund. Die meisten Medien begnügten sich mit dem Abdruck oder Verlesen der dpa-Nachricht, die da lautete: „Auf dem Roten Teppich fehlten einige Hauptdarsteller. Die kurzfristigen Absagen von Franz Beckenbauer, Günter Netzer und Uwe Seeler drückten bei der Eröffnungsgala des Deutschen Fußballmuseums auf die Stimmung. Vor allem das Fehlen des ‚Kaisers‘, dem die Dauerausstellung als einzigem ehemaligen Profi einen eigenen Bereich gewidmet hat, sorgte bei der Feier in Dortmund für Gesprächsstoff.
Angesichts der vielen ungeklärten Fragen rund um die WM 2006 mied Beckenbauer das Rampenlicht. ‚Natürlich überschatten die Ereignisse der vergangenen Tage diese Veranstaltung‘, kommentierte Bundestrainer Joachim Löw mit Bezug auf Medienberichte über angebliche schwarze Kassen beim DFB. Bei allem Bemühen der eifrigen Organisatoren, in der neuen Schatzkammer der Fußball-Nation für ein festliches und unbeschwertes Ambiente zu sorgen, litt die Gala unter den Schlagzeilen über dubiose Zahlungsvorgänge beim DFB.
Anders als Beckenbauer ließ es sich der in die Kritik geratene DFB-Präsident Wolfgang Niersbach jedoch nicht nehmen, bei der Eröffnung des 36 Millionen Euro teuren futuristischen Neubaus dabei zu sein. In seiner Eröffnungsrede zum Start der Veranstaltung ging er nur kurz auf die jüngsten Vorwürfe ein: ‚Wir werden das zu 100 Prozent aufklären. Das sind wir Deutschland, dem deutschen Fußball und uns selbst schuldig.‘
Nur wenige Stunden nach einer vielbeachteten DFB-Präsidiumssitzung in einem Dortmunder Hotel war Niersbach jedoch darum bemüht, das Museumsthema in den Fokus zu rücken: ‚Das ist ein Haus des gesamten deutschen Fußballs – Profis und Amateure unter einem Dach. Wir hoffen, dass es eine Attraktion über die klassischen 90 Minuten hinaus bietet.‘ Wenige Minute später begleitete er NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Bundestrainer Joachim Löw und DFB-Teammanager Oliver Bierhoff beim Rundgang durch das Museum mit einer Ausstellungsfläche von 3 700 Quadratmeter und 1 600 Exponaten. Ministerpräsidentin Kraft hofft auf eine Erfolgsstory: ‚Ich bin davon überzeugt, dass dieses Museum zu einer Pilgerstätte wird. An der Bedeutung des Fußballs in unserem Land zweifelt niemand.‘ Bei Eintrittspreisen von bis zu 17 Euro sind rund 270 000 Besucher jährlich nötig, um die Kosten zu decken. Andernfalls müsste der Steuerzahler für einen Teil des Verlustes aufkommen, weil der DFB in diesem Fall seine Zuschüsse auf jährlich maximal 250 000 Euro beschränken würde.“
Selbst dem Parade-Museum drohen also schon bei der Eröffnung Schulden. (Schulden übrigens, die der zu Hause gebliebene Beckenbauer notfalls aus der Westentasche bezahlen könnte, wie man noch erfahren wird.) Von den eventuell zu befürchtenden Museums-Schulden hatte man also bei dpa schon vor der Eröffnung fundierte Vorstellungen. Anders bei den spurlos verschwundenen DFB-Schulden, die Präsident Niersbach in seiner Rede nur am Rande erwähnte, dann behauptete, nie von ihnen gewusst zu haben und schließlich schwor, sie wieder auftreiben zu wollen. So manche Frage kommt auf den DFB zu, denn zu Hause zu bleiben, wenn dieser Fußball-Tempel eröffnet wird, würde jeder Jurist als ein halbes Geständnis bewerten. Fazit: Man eröffnete ein Museum und erörterte nur die abhanden gekommene Gegenwart!
Man könnte auf die absurde Idee kommen, drei Kreisklassenvereinsvorsitzende – etwa aus Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Bayern oder Mecklenburg (auch in den anderen herrscht ziemliche Finanzordnung) – zu engagieren, ihnen für drei Monate Kost und Logis zu sichern und sie aufzufordern, sich durch die DFB-Rechnungen wühlend, die angeblich spurlos verschwundene Wahrheit zu finden. Bliebe nur die Frage ob man überhaupt Willige fände, die bereit wären in diese Gullys zu klettern und dort im Sumpf zu wühlen? Noch dazu, wenn sie erfahren sollten, dass Cheftrainer Joachim Löw in diesem Verband ein (geschätztes) Jahres-Gehalt von 3,3 Millionen Euro kassiert und das Vermögen des bei der Museumseröffnung abwesenden Beckenbauer so um die 150 Millionen Euro liegt.