Am Samstag, 27. August, wird im Rahmen des UZ-Pressefestes „Orpheus in der Unterwelt“ von Peter Hacks und Jacques Offenbach als halbszenische Lesung im Kino Babylon aufgeführt. Am Morgen danach gibt es bei einem Frühschoppen in der Maigalerie der „jungen Welt“ Gelegenheit zum Austausch über das Stück.
Für die einen ist sozialistische Zukunftsperspektive eben das: Zukunftsmusik, die erst noch komponiert werden muss. Für die anderen ist sie bereits verklungen. Der Kommunist, Dichter und Dramatiker Peter Hacks hat das Lied des Sozialismus immer gesungen – im Chor mit jenen, die den Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik aufbauten und lebten –, aber einem Hacks versagte die Stimme auch nicht, als der Sozialismus aus Europa vertrieben wurde, als sich die kapitalistische, imperialistische Hölle wieder auftat und die Länder des Warschauer Paktes verschlang: verhökert für leere Versprechen und falsche Hoffnungen. In der antiken Sage heißt es, auch als die eifersüchtigen, weil zurückgewiesenen Furien Orpheus zerrissen hatten, sang sein ins Meer geworfener Kopf noch immer weiter. Wirklich ist das Lied des Sozialismus in der Welt keinesfalls verklungen, es wird mit Macht gesungen beim weiteren Aufbau des Sozialismus und von jenen auch, die ihn in der Zukunft aufbauen müssen.
Kurze Zeit nach dem Sieg der Konterrevolution in Osteuropa, mit Auslieferung der DDR an die BRD, schrieb Peter Hacks 1994 im Auftrag des Deutschen Theaters Berlin seine Neubearbeitung von Jacques Offenbachs klassischer Operette „Orpheus in der Unterwelt“ als geistreiche Satire auf diese „Wende“ – eine, die sich wiederum wenden kann. Das Stück wirft mit seiner Handlung die akuten Fragen unserer gesellschaftlichen Gegenwart auf, mit Witz und Biss ist es keine vordergründige Agitprop-Show, allerdings politische Kunst vom Feinsten. Wie dem Reiz von Orpheus‘ Gesang kann wohl niemand dem kommunistischen Humor von Hacks‘ Dramatik widerstehen.
Das in Erinnerung an den größten Theatererfolg der DDR-Kultur – die Adaption von Offenbachs Operette „Die schöne Helena“, mit der Hacks den Sozialismus in der DDR einst auf der Bühne des Deutschen Theaters und mit den werktätigen Publikumsmassen aus der halben Republik gefeiert hatte – geschaffene Werk wurde von der Theaterleitung des gewendeten Deutschen Theaters zwar angenommen und bezahlt, aber nie aufgeführt. Das Lied vom Ausstieg aus der kapitalistischen Hölle sollte in der gesamtdeutschen Hauptstadt nicht gesungen werden.
Die Uraufführung der marxistischen Operette für Schauspieler fand erst 1998 im Bitterfelder Kulturpalast statt, inszeniert von Jens Mehrle und Stefan Nolte. Nun wird beim UZ-Pressefest das Werk, von Mehrle künstlerisch geleitet, auf der Bühne des Kino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz mit einem Ensemble halbszenisch gelesen und gesungen. An der Darbietung in Kooperation mit der Peter-Hacks-Gesellschaft beteiligt sich dieses Mal auch der Ernst-Busch-Chor, der schon bei einem Berliner Gastspiel der Uraufführungsproduktion 2003 mitgewirkt hatte.
Diese Vorstellung und vor allem die Fragen, die Hacks’/Offenbachs neuer „Orpheus in der Unterwelt“ politisch, ideologisch, ästhetisch, sozial, existenziell uns immer eindringlicher stellt, sollen bei einem Frühschoppen am Sonntag, 28. August 2022 – dem 19. Todestag von Peter Hacks! – um 10 Uhr in der Maigalerie der „jungen Welt“ in einem Publikumsgespräch diskutiert werden. Es sind die Fragen, die uns Kommunisten umtreiben. – Herzliche Einladung!
Wo geht’s hier aus der Hölle raus?
Frühschoppen und Publikumsgespräch der Peter-Hacks-Gesellschaft und der DKP-Kulturkommission auf dem UZ-Pressefest in Berlin mit Patrik Köbele, Vorsitzender der DKP, Jens Mehrle, Regisseur und Mitglied der Peter-Hacks-Gesellschaft, Detlef Kannapin, Publizist und Mitglied der Peter-Hacks-Gesellschaft, sowie vor allem Mitwirkenden der Vorführung „Orpheus in der Unterwelt“. Es moderiert Olaf Brühl.