Hamburg: Gewerkschaften gegen Ausbeutung und Krieg

Wo der Widerstand wächst

Marie Schmidt

Mehr als 15.000 Menschen gingen in Hamburg zum Internationalen Kampftag der Arbeiterklasse auf die Straße. Insgesamt waren dies mehr als dreimal so viele wie im Jahr zuvor. Dem Aufruf des DGB unter der Losung „Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit“ folgten allein 7.000 Menschen. Die steigenden Lebenshaltungskosten, der durch die Hochrüstung weiter forcierte Sozialabbau und die krassen Mängel, egal ob im Verkehr, bei der Post, der Telekommunikation oder in der öffentlichen Daseinsvorsorge, waren ihnen Grund genug. Und auch der geplante Verkauf des Hamburger Hafens an MSC sorgte für weiteren Zulauf zur 1.-Mai-Demonstration.

In den Redebeiträgen der Kolleginnen und Kollegen wurde deutlich, wie stark die Arbeit in den Betrieben verdichtet und die Ausbeutung weiter verschärft wurde. Zustände, wie sie vor allem aus den Krankenhäusern und den sozialen Bereichen bekannt waren, haben längst in allen anderen Branchen Einzug gehalten. Nur knapp 50 Prozent der Belegschaften können sich überhaupt noch vorstellen, bis zur Rente durchzuhalten. Und diejenigen, die es schaffen durchzuhalten, müssen bei Rentenbeginn oft aus der Stadt wegziehen, weil sie sich die Miete nicht mehr leisten können.

Aber die Kolleginnen und Kollegen sind nicht mehr gewillt, dies einfach hinzunehmen. Der Widerstand gegen die Zumutungen des Kapitals wächst – was sich unter anderem in gewerkschaftlicher Organisierung ausdrückt. Ein Kollege von Lufthansa berichtete über den erfolgreichen Kampf in der letzten Tarifauseinandersetzung, allein in Hamburg konnten mehr als 1.000 Kolleginnen neu für die Gewerkschaft gewonnen werden.

Diese ökonomischen Kämpfe sind der Boden, auf dem die Solidarität und die Einsicht in den Interessengegensatz wächst. Sie sind der Boden, von dem aus die Friedensfrage thematisiert und die Bewegung gegen den Krieg an Kraft gewinnen kann. In mehreren Beiträgen, die großen Beifall fanden, wurde um Unterstützung für den Aufruf „Gewerkschaften gegen Aufrüstung und Krieg“ geworben. Mit Verweis auf die antifaschistischen Widerstandskämpferinnen hieß es: „Aus ihrer Geschichte wissen wir, wer Panzerkreuzer baut, hat kein Geld für die Kinderspeisung. Aus unserer Erfahrung wissen wir: wer hochrüstet, hat kein Geld für die Kindergrundsicherung. Wir müssen uns stark machen für friedliche, diplomatische Lösungen. (…) Lasst uns zusammen stehen und gemeinsam kämpfen für eine Welt ohne Ausbeutung, Unterdrückung und Krieg. Für eine Welt, in der wir Menschen sein können. Heraus zum 1. Mai!“

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"Wo der Widerstand wächst", UZ vom 10. Mai 2024



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