Die DVD ist lieferbar über den UZ-Shop und kostet 12,00 Euro.
Tobias Kriele hat gemeinsam mit einem Filmteam die 93-jährige Sängerin und ihre kleine Musikergruppe im letzten Jahr auf ihrer Konzertreise nach Kuba begleitet. Von dieser Reise hat Kriele eine Dokumentation produziert, der Film ist in diesen Wochen fertig geworden.
Nun kennt man diverse Tourneemitschnitte, oft mit großem Aufwand, diversen Kameras aus allen Blickwinkeln, riesige Bühnen und Tausenden Besuchern. Gerne gibt es auch noch Backstage-Szenen und belanglose Interviews mit den Künstlern, den Managern und dem Tross. Nichts davon in diesen 45 Minuten, kein Glamour, nichts mit Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll. Was Kriele aus seinem Material geschnitten hat, ist ernsthaft, lebendig und engagiert. Wir sind die ganze Zeit nah an der alten Dame dran, wie sie erzählt, zuhört, singt. Die Konzerte im Lande werden wiedergegeben durch zehn Lieder, jeweils unterbrochen durch Gespräche und Begegnungen mit Menschen vor Ort. Im Pressegespräch nach ihrer Ankunft in Havanna sind mir zwei bemerkenswerte Sätze aufgefallen: „Dieses Konzert ist Fidel gewidmet“ und „Ich wollte immer mal nach Kuba, ich wollte mich davon überzeugen, dass es den Sozialismus noch gibt.“ Beeindruckend ihr Besuch der Jüdischen Gemeinde in Havanna, die offene Freude, die Esther zeigt und die ihr entgegen gebracht wird. Sie sagt, als sie ihre Musikerkollegen vorstellt, in der Gruppe seien Juden, Christen und Moslems, aber das Wichtigste sei, alle seien Antifaschisten. Sie erzählt von der Ermordung ihrer Familie in den Vernichtungslagern und dass es ihr und der Gruppe das unbedingte Anliegen sei, sich dafür einzusetzen, dass der Faschismus nie mehr wiederkommt.
Gemeinsam mit Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde besucht sie den Friedhof, betet mit ihnen die Texte der Thora und es macht sie und uns Zuschauer/Zuhörer betroffen und sprachlos, als der Rabbiner auf eine Gedenkplatte aufmerksam macht, unter der Seifenstücke lägen, die aus dem menschlichen Fett der ermordeten Juden in Europa hergestellt wurden.
Viele der Lieder, die auf den Konzerten zu hören sind, kennt der, der Esther und die Microphone Mafia live erlebt hat oder von früheren CD‘s. „Wann jeiht d‘r Himmel widder op“ oder „Viva la libertad“ vermitteln einen ganz neuen Eindruck durch die Aufmerksamkeit, das Verständnis und die viel spontanere Musikalität der kubanischen Konzertbesucher. Und dass die Gruppe gerne rapt, ist in Kuba nichts Neues, dort gibt es eine „Agencia de RAP“ mit eigenem Haus und Bühne. Und wenn zum Ende der Konzerte das berühmte „Bella Ciao“ gespielt wird, wird es ein gemeinsames Spiel aller im Saal. Die Tage in Kuba, auch die langen Reisen durchs Land, haben die alte Dame sicherlich sehr angestrengt, man merkt es beim letzten Konzert, aber der Eindruck bleibt: „Woher meine Energie kommt? Solange wir auf der Bühne stehen und die Leute klatschen, gibt mir das Kraft, und ich sage: Immer weiter so.“ Wir freuen uns, Esther Bejarano & Microphone Mafia auf dem UZ-Pressefest im September in Dortmund wieder sehen und hören zu können.