Das Jahr 1914
junge Welt reserven
Verlag Wiljo Heinen
Berlin 2015, 14,90 Euro
ISBN 978–3-95514–023-6
Im vergangenen Jahr haben nicht nur die bürgerlichen deutschen Medien des 100. Jahrestages des Ausbruchs des 1. Weltkrieges gedacht. Während diese aber mit ihren Veröffentlichungen im Sinne der Forderung, Deutschland müsse heute wieder mehr „Verantwortung in der Welt“ übernehmen (Gauck), geschichtsrevisionistische Positionen transportierten, wurde in linken Veröffentlichungen (so natürlich auch in der UZ) auf die eindeutig erwiesene Hauptschuld des deutschen Kaiserreiches am Krieg sowie auf die aggressiven und expansionistischen Ziele von Kapital, Junkern, Militär und Politik verwiesen.
Die zu diesem Thema in der „jungen Welt“ erschienen Beiträge kann man nun in dem im Verlag Wiljo Heinen herausgegebenen Buch „Das Jahr 1914“ nachlesen.
In ihrer Einleitung verweisen Daniel Bratanovic und Andreas Hüllinghorst darauf, dass es vor allem die Arbeiten der bürgerlichen Historiker Christopher Clark („Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog“) und Herfried Münkler („Der große Krieg. Die Welt 1914–1918“) waren, die die scheinbar wissenschaftliche Grundlage für die aktuelle Geschichtsinterpretation bzw. -revision liefern. Bratanovic und Hüllinghorst machen unter anderem darauf aufmerksam, dass zumindest Münkler auch die politische Bedeutung seiner Arbeiten durchaus bewusst ist: Am Ende seines Buches meint Münkler nämlich, die „Last der geopolitischen Mitte“ sei angesichts einer wiedererlangten Stärke 100 Jahre danach von Deutschlands Eliten erneut zu tragen, dieses Mal jedoch umsichtiger …
Der Band umfasst 26 Artikel von 17 Autoren, darunter sind u. a. renommierte Historiker wie Pätzold, Weißbecker, Eichholtz, die sich mit der Vorgeschichte des Krieges und der Kriegsvorbereitung, auch durch Literatur usw., mit dem Kriegsverlauf, den Folgen, sowie der Rolle der SPD (aber auch mit dem Widerstand gegen den Krieg am Beispiel Karl Liebknechts) beschäftigten.
Der Abschnitt „5. Forschung“ vereint Beiträge, die sich mit der bürgerlichen Geschichtsforschung auseinandersetzen.