Syrische Kurden bereit für Verhandlungen mit Regierung

„Wir verteidigen die Einheit Syriens“

Von Isaak Funke

Aldar Xelil, ein hochrangiger Vertreter der kurdischen Selbstverwaltungsgebiete in Syrien, hat gegenüber dem Nachrichtenportal RT Deutsch erklärt, dass die syrischen Kurden bereit sind, Verhandlungen mit der Zentralregierung aufzunehmen. „Wenn Russland Garantien gibt, wären wir schon morgen bereit, über eine politische Lösung zu verhandeln“, erklärte der Kurdenführer.

Xelil dementierte, dass die Kurden in Syrien einen eigenen Staat anstreben. Diese Behauptung wird oft von nationalistischen Türken erhoben und diente als Begründung für die türkische militärische Intervention in Nordsyrien. „Wir möchten uns nicht von Syrien trennen. Wir verteidigen die Einheit Syriens. Wir suchen eine innersyrische Lösung“, sagte Xelil im Interview mit RT Deutsch. Er warnte allerdings vor allzu frühem Optimismus. Weil sich die Großmächte noch nicht geeinigt hätten, bedürfe eine diplomatische Lösung noch etwas Zeit. Xelil zufolge unterstützt Moskau bereits eine solche Lösung. Auch die Vereinigten Staaten würden in absehbarer Zukunft den Weg der Verhandlungen einschlagen, da der derzeitige Krieg keine Dauerlösung sei.

Xelil bestritt Gerüchte, nach denen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) in Aleppo zusammen mit der syrischen Armee gegen die eingeschlossenen dschihadistischen Terroristen kämpft. Die Kurdenmiliz habe zwar den Angriff der syrischen Armee ausgenutzt, um ihrerseits einige Viertel von den Dschihadisten zu befreien, dies bedeute aber nicht, dass die YPG mit der Armee zusammen kämpft.

Hinsichtlich der türkischen Besetzung Nordsyriens erklärte Xelil, dass der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan mit der Militärintervention beabsichtige, den in Bedrängnis geratenen IS zu stärken. „Der IS kämpft jetzt in Mossul und al-Rakka. In al-Bab ist er eingekesselt. Die Türkei sieht das. Sie hat in Syrien interveniert, um ihm eine Lebensader zu ermöglichen“, sagte der Vertreter der kurdischen Autonomiebehörden. Ziel der Türkei sei es, die demokratischen Errungenschaften in Nordsyrien/Rojava zu unterdrücken.

„Erdogan ist gegen so ein demokratisches System. Er möchte ein islamisches Modell. Erdogan agierte dafür, dass die Muslimbrüder die Herrschaft (in Syrien) übernehmen. Jetzt hat er gesehen, dass sich alle Kräfteverhältnisse (dort) verändert haben. (Daher) intervenierte er in Syrien“, erklärte Xelil.

Sowohl die Vereinigten Staaten als auch Russland unterstützen die kurdische Miliz in ihrem Kampf gegen den IS. Als im August Kämpfe in der nordsyrischen Stadt al-Hasaka zwischen regierungstreuen Milizen und der YPG ausbrachen, waren es Medienberichten zufolge russische Offiziere, die einen Waffenstillstand zwischen beiden Seiten vermittelten.

Bisher weigerte sich die syrische Regierung, den syrischen Kurden einen Autonomiestatus zuzugestehen. Das Nachrichtenportal Al-Monitor berichtete Ende Oktober, dass die syrische Regierung im September dieses Jahres einen russischen Vorschlag für einen kurdischen Bundesstaat ablehnte. Damaskus befürchtet, dass die Föderalisierung des Landes letztendlich auf dessen Teilung hinauslaufen wird. Auch die türkische Führung ist vehement gegen jegliche Autonomiebestrebungen der syrischen Kurden.

Beobachter spekulieren, dass im Hintergrund ein Abkommen zwischen Ankara und Moskau über die jeweiligen Einflusssphären in Syrien getroffen wurde. Erdogan habe Putin zugesagt, nichts gegen die Befreiung Ost-Aleppos durch syrische Regierungstruppen zu unternehmen. Im Gegenzug hätte Putin den Türken die Einnahme von al-Bab, das derzeit vom IS kontrolliert wird, zugestanden. Auch die Demokratischen Kräfte Syriens (SDF), ein multiethnisches Bündnis, welches von der YPG angeführt wird, möchten al-Bab befreien. Ende Dezember werden sich die Außenminister Russlands, Irans und der Türkei treffen, um über einen möglichen Waffenstillstand für den Syrienkonflikt zu beraten.

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"„Wir verteidigen die Einheit Syriens“", UZ vom 23. Dezember 2016



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