In Mainz findet am Vortag des Antikriegstages, am 31. August, ein Aktionstag „Krieg beginnt hier – Büchel geht uns alle an!“ statt. Über den Hintergrund sprachen wir mit Luca Härtel. Er ist in der SDAJ Mainz aktiv und an der Organisation des Aktionstages beteiligt.
UZ: „Krieg beginnt hier – Büchel geht uns alle an!“ ist das Motto eines Aktionstages am 31. August in Mainz. Er richtet sich gegen die Stationierung von US-Raketen in der BRD und die „Modernisierung“ der US-Atomwaffen in Büchel. Wer organisiert den Aktionstag und was ist geplant?
Luca Härtel: Federführend aufgerufen haben zu diesem Aktionstag die SDAJ sowie die DKP Rheinland-Pfalz. In den letzten Jahren waren wir direkt in Büchel am Fliegerhorst und in Kaiserslautern in der Nähe der US-Airbase Ramstein präsent. Dieses Mal sind wir in Mainz. Mit unserem Aufruf versuchen wir ein breites Spektrum anzusprechen – von Gewerkschaften und bürgerlichen Parteien über linke Organisationen bis hin zu christlichen Friedensgruppen. Wir haben bereits einige als Unterstützer oder für einen Workshop, Infostand oder eine Rede gewinnen können.
Die Friedens- und Zukunftswerkstatt e. V. Frankfurt am Main rund um Willi van Ooyen und Karlheinz Peil hat beschlossen, eine Fahrraddemo zur US-Airbase in Wiesbaden-Erbenheim auf unserem Kundgebungsort vor der Mainzer Gedenkkirche St. Christoph starten zu lassen. Beteiligt sind Aktive aus der Palästina-Solidarität und Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter. Geplant sind mehrere inhaltliche Runden und eine öffentlichkeitswirksame Aktion. Sie wird auf die drohenden massiven Zerstörungen hinweisen, sollte unsere Region zum Kriegsschauplatz werden. Wir werden auch ein vielfältiges Kulturprogramm haben: Von der Brecht-Lesung gegen den Krieg über Liedermacher bis hin zu Bands.
UZ: Büchel und Ramstein hast du schon genannt. Rheinland-Pfalz und das Nachbarland Hessen haben noch mehr zu bieten, wenn es um Militärstandorte geht. Kannst du einen Überblick geben?
Luca Härtel: Da muss man aus unserer Sicht genau hinschauen und auch genau differenzieren. In Büchel lagern US-Atomwaffen, welche im Rahmen der „nuklearen Teilhabe“ im Fall eines atomaren NATO-Erstschlages durch deutsche Piloten abgeworfen würden. Am Fliegerhorst Büchel, der derzeit aufwendig hochgerüstet wird, sind auch die Taurus-Marschflugkörper stationiert, die ebenfalls Offensivcharakter haben.
Der Standort Ramstein ist ein US-Militärflugplatz und das Hauptquartier der US Air Force in Europa. Von dort werden und wurden unter anderem Luftschläge und Drohneneinsätze im Jemen, in Syrien und in Afghanistan koordiniert. In Mainz-Kastel ist die US-Brigade stationiert, die in Zukunft die Einsätze der Hyperschallrakete „Dark Eagle“ kommandieren soll, die in acht Minuten Moskau erreichen könnte. Zudem ist in Wiesbaden-Erbenheim die NATO-Zentrale zur Koordinierung der Intervention in der Ukraine angesiedelt. Getreu dem Motto „Der Hauptfeind steht im eigenen Land“ richtet sich unser Aktionstag im Titel allerdings zuallererst gegen die deutsche Atomwaffenbeteiligung in Büchel.
UZ: Welche Gefahren sind mit dieser Ansammlung von Bundeswehr-, US- und NATO-Stützpunkten verbunden?
Luca Härtel: Die Menschen hier sitzen auf einer tickenden Zeitbombe. Im Umkreis von 100 Kilometern rund um Mainz gibt es eine enorme Häufung potentieller Ziele im Falle eines atomaren Gegenschlags. Wenn es zu einem Weltkrieg käme, dann wäre unsere Region massiv betroffen. Darüber wollen wir aufklären.
UZ: Was sind aus deiner Sicht die Ansatzpunkte für die nötige Stärkung der Friedenskräfte, wie erreichen wir mehr Menschen, um diese Pläne zu durchkreuzen?
Luca Härtel: Wir brauchen eine massive Aufklärungskampagne – die Propaganda der Herrschenden und ihrer Konzernmedien ist unfassbar stark und verfängt oftmalig. Dagegen wollen wir mit unserem Aktionstag und unserem Programm einen Beitrag der Aufklärung leisten. Wir wollen verschiedene gesellschaftliche Akteure in den Austausch bringen und den Startschuss zu neuen Aktionen unterstützen. In der Frage des Kampfes um den Frieden darf das Bündnis nicht auf linke oder marxistische Organisationen begrenzt sein – wir wollen mit allen, die es ernst meinen, gemeinsam gegen den Kriegskurs auf die Straße gehen.
UZ: Was können Hebel dafür sein?
Luca Härtel: Besonders wichtig ist es, die Relevanz und die Auswirkungen dieser Kriegspolitik für die Menschen und ihr alltägliches Leben zu verdeutlichen. Dazu braucht es im besonderen Maße die Gewerkschaften, die Kolleginnen und Kollegen aus den Betrieben und die Debatte in den gewerkschaftlichen Gremien. Wir wollen den Aktionstag nutzen, um unsere Bündnispartner und alle Anwesenden mit der SDAJ-Kampagne „Eure Kriege – ohne uns!“ und mit dem Aufruf „Gewerkschaften gegen Aufrüstung und Krieg“ vertraut zu machen. Insbesondere freuen wir uns, dass mehrere Stimmen aus dem gewerkschaftlichen Haupt- wie Ehrenamt von GEW bis ver.di zugesagt haben, zu uns zu kommen. Wir freuen uns auf guten Besuch am 31. August 2024 in Mainz!
Die Fragen stellte Wera Richter