„Wir sind keine atmende Nutzmasse“

Koordinierte Protestaktionen gegen Amazon in mehr als 20 Städten

Anlässlich der Hauptversammlung der Aktionärinnen und Aktionäre von Amazon am 26. Mai protestierten in mehr als 20 Städten weltweit Arbeiterinnen und Arbeiter gegen Gewerkschaftsfeindlichkeit und Steuerflucht des Online-Handelskonzerns und die von ihm verantwortete Ausbeutung und Umweltzerstörung. Sie folgten einem Aufruf der UNI Global Union, der „Amazon Workers International“, der Progressive International und der ethecon-Stiftung Ethik & Ökonomie.
In Luxemburg nahmen rund 50 Aktivistinnen und Aktivisten sowie Arbeiterinnen und Arbeiter aus Europa an der Übergabe des Schmähpreises „ethecon Dead Planet Award“ für Firmengründer Jeffrey Bezos teil und belagerten die Amazon-Zentrale. In mehreren deutschen Lieferzentren zogen sich Kolleginnen und Kollegen der Frühschicht zeitgleich mit der Aktion in Luxemburg ver.di-Kleidung über. Aus einem Leipziger Amazon-Verteilzentrum wurde ein Grußwort übermittelt, das vor der Amazon-Zentrale verlesen wurde: „Amazon sieht jeden Angestellten als Zahnrädchen zur Steigerung seiner Gewinne. Ist der Angestellte nicht mehr in voller Funktion, will Amazon uns austauschen“ hieß es darin. Die deutsche Konzernführung wurde direkt angesprochen: „Herr Kleber, Herr van der Meule: Wir sind keine atmende Nutzmasse, wir sind Menschen, die mit Euch eine erfolgreiche Zukunft gestalten möchten. Dafür müssen wir über Gesundheitserhaltung der Angestellten und zukunftssichere Löhne sprechen!“
Die Proteste sollten ein Zeichen der grenzübergreifenden Kooperation senden und dabei auch die Arbeitsbedingungen in den Produktionsstätten thematisieren: „Von Bangladesch bis Kambodscha fordern Arbeiterinnen und Arbeiter in Bekleidungsfabriken, die für Amazon produzieren, ihr Recht auf faire Bezahlung, Arbeitsschutz und Gewerkschaftsgründung“, so ethecon-Geschäftsführer Niklas Hoves. Die Beschäftigten ließen sich nicht länger gegeneinander ausspielen, sagte Hoves. Sie seien solidarisch und gut vernetzt, auch über die Ländergrenzen hinweg.
Proteste fanden am selben Tag in Delhi, London, New York, Sydney, Berlin und Luxemburg statt.
UZ

Hinweis: Das umfangreiche Dossier zu Amazon kann bei der ethecon-Stiftung kostenfrei bestellt werden. Ein Auszug daraus wurde unter dem Titel „Wie geht Amazonisierung?“ in der UZ vom 12. Mai als Teil der Artikelserie zu Amazon veröffentlicht: www.unsere-zeit.de/amazon

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