Zum Entlastungskampf in Berlin

Wir sind am Limit!

Kaja Lesmann

Ich arbeite schon seit zehn Jahren in einer Klinik in Hamburg und eine tarifliche Entlastungsbewegung ist auch bei uns einfach immer schon ein großes Thema gewesen. Von Jahr zu Jahr verschlechtern sich die Arbeitsbedingungen in den Krankenhäusern und unter diesen untragbaren Umständen leiden nicht nur wir, sondern auch unsere Patientinnen und Patienten. Wir sind am Limit, das sind wir nun schon seit sehr vielen Jahren, doch die Pandemie hat viele von uns einmal mehr an die Grenzen der Belastbarkeit gebracht.

Die Politik hätte schon längst etwas gegen diese gefährlichen Zustände unternehmen können, doch mit Menschenwürde lässt sich nun mal kein Profit machen. Anstatt etwas dafür zu tun, dass eine menschenwürdige Pflege nicht mehr länger nur ein Wunschgedanke ist, schauen die politisch Verantwortlichen nur schweigend zu, während immer mehr von uns den Beruf verlassen.
So, wie es jetzt läuft, darf es nicht mehr weitergehen!

Die Berliner Kolleginnen und Kollegen der Charité waren schon 2016 mit ihrem erkämpften Tarifvertrag für eine verbindliche Personalbemessung ein Vorbild für uns. Zu sehen, wie sie sich jetzt, trotz Erschöpfung und der anstrengenden letzten anderthalb Jahre, erneut auf den Weg machen, um für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen, ist unglaublich motivierend. Wenn die Berlinerinnen und Berliner es schaffen, sich zu organisieren, gemeinsam Forderungen aufzustellen und in einer solch überwältigenden Stärke auf die Straße zu gehen, schaffen wir das in Hamburg auch.

Der aktuelle Tarifkampf in Berlin ist gerade in Corona-Zeiten eine wichtige, wenn nicht die wichtigste Auseinandersetzung mit dem Kapital und dieser Kampf wird mitentscheiden, ob es uns gelingt, diesen Angriff auf unser Leben auszubremsen oder nicht.

Wir dürfen und werden nicht mehr zulassen, dass man uns als bloße Kostenfaktoren behandelt und ganz bestimmt werden wir nicht mehr länger dabei zusehen, wie mit unserer Gesundheit und vor allem der unserer Patientinnen und Patienten Profite gemacht werden.

Deshalb ist es unglaublich wichtig, dass wir uns jetzt alle mit den Berliner Kolleginnen und Kollegen solidarisieren. Eine gute und menschenwürdige Gesundheitsversorgung geht alle etwas an! Wir müssen der Politik und den Klinikbetreibern klar machen, dass wir alle zusammen für würdigere Arbeitsbedingungen in unseren Krankenhäusern kämpfen und nicht eher ruhen werden, als bis wir dieses Ziel erreicht haben!

Unsere Autorin ist Gesundheits- und Krankenpflegerin in Hamburg

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"Wir sind am Limit!", UZ vom 27. August 2021



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