Weiterführende Links:
Vertrauensleutekonferenz 2016
https://www.igmetall.de/vertrauensleutekonferenz-2016–24116.htm
Stahlaktionstag
https://www.igmetall.de/stahl-aktionstag-bruessel-9-november-23777.htm
Tatsächlich ist die IG Metall aus den Vertrauensleutewahlen gestärkt hervorgegangen. Über 70 000 gewählte Vertrauensfrauen und -männer bilden in den Betrieben das Rückgrat gewerkschaftlicher Gegenmacht. Vom 3. bis 5. November trafen sich nun 400 Delegierte aus allen Geschäftsstellen, um Erfahrungen auszutauschen und sich für die kommenden Herausforderungen fit zu machen.
Zentrales Thema war dabei die Arbeitszeitkampagne der IG Metall. Hier geht es um „Regelungen, die sich an deren Lebenswirklichkeit orientieren und selbstbestimmteres Arbeiten möglich machen.“
Um die nötige Kampfkraft zu organisieren, setzt die IG Metall auf Stärkung durch Beteiligung. Mit aktivierender Gewerkschaftsarbeit gelingt es Kolleginnen und Kollegen intensiv zu beteiligen. Sie sie werden damit zu selbstbewussten Akteuren in den betrieblichen Auseinandersetzungen.
In zehn Forenrunden wurden zentrale Konzepte zu Organizing, Arbeitszeit- und Schichtorganisation, Fremdvergaben, Integration von Flüchtlingen oder Industrie 4.0 vorgestellt und durch die anwesenden Aktivisten intensiv und fachkundig diskutiert.
In einigen zentralen Punkten herrschte große Einigkeit. Nahezu alle Anwesenden wussten aus eigener Erfahrung, dass Kämpfe nur durch Einigkeit unter den Beschäftigten gewonnen werden können. Die Spaltung in kleiner werdende Kernbelegschaften und von Leiharbeit oder Werkverträgen dominierte Randbelegschaften wurden als sehr kritische Entwicklung erkannt. Berichte aus gut organisierten Betrieben, in denen es gelang, durch aktive Gegenwehr den Vormarsch von prekären Arbeitsverhältnissen zu verhindern, machten Mut und zeigten, wozu politisch aufgeklärte Belegschaften fähig sind.
Doch es zeigten sich auch Defizite, die notwendigerweise noch in der IG Metall vorherrschen. Bei der Diskussion um Industrie 4.0 wurden zahlreiche Positionen des Co-Managements formuliert und sogenannte Chancen für den Standort Deutschland herbeigeredet. Eine großes Reizthema ist auch weiterhin die Angleichung der Tarife in Ost und West, insbesondere das Thema 35-Stunden-Woche.
Ebenfalls deutlich wurden die ideologischen Widersprüche beim Thema AfD. So bekundeten alle Anwesenden lautstark ihre Gegnerschaft zur AfD. Vielfach wurde geäußert, dass die soziale Demagogie der AfD entlarvt werden muss. Gleichzeitig wurde aber formuliert, dass es Aufgabe der Gewerkschaften sei, den sozialen Frieden zu erhalten.
Noch schlimmer aber ist hier der Aufruf zum Stahlaktionstag einzuordnen. Angesichts der Überproduktion in der Stahlindustrie steht die Gewerkschaft natürlich vor der Aufgabe, die Interessen der Stahlbeschäftigten zu verteidigen. Der offene Schulterschluss mit den deutschen und europäischen Stahlkonzernen gegen „chinesischen Dumpingstahl“ ist aber Gift für Solidarität und Wasser auf die Mühlen von Nationalisten.
Zusammenfassend zeigte die Vertrauensleutekonferenz: Die IG Metall ist eine Macht. Ihre Vertrauensleute sind kämpferische Kolleginnen und Kollegen, die sich in zahlreichen Auseinandersetzungen das Vertrauen ihrer Belegschaften erworben haben. Die Strategie der Beteiligung wird die Kampfkraft in den Betrieben weiter erhöhen – aber nur wenn es gelingt, echte Klassensolidarität zu entwickeln.