Wir kommen nächstes Jahr wieder

Christoph Hentschel im Gespräch mit Tobias Kriele, Bezirkssprecher der DKP Rhein­land-Pfalz, zu den Aktionstagen von DKP und SDAJ in Büchel

Gemeinsame Aktion mit dem Bremer Friedensforum am Rande der Friedenskundgebung in Koblenz

Gemeinsame Aktion mit dem Bremer Friedensforum am Rande der Friedenskundgebung in Koblenz

( Martina Lennartz)

UZ: DKP und SDAJ waren gemeinsam mit Genossinnen und Genossen aus Belgien und Luxemburg vier Tage in Büchel. Wie ist das Fazit?

Tobias Kriele: Unsere Aktionstage waren ein Erfolg und für alle Beteiligten ein wichtiges gemeinsames Erlebnis. Wir waren deutlich mehr Genossinnen und Genossen als in den vergangenen Jahren, zeitweise über 100 Personen. Neben den Blockaden haben wir im Camp Diskussionsrunden, Workshops und Konzerte durchgeführt und gemeinsam mit US-amerikanischen Friedensaktivisten ein Theaterstück eingeprobt. Auf Kundgebungen in Trier und Koblenz haben wir erneut Unterschriften unter den Appell „Abrüsten statt Aufrüsten“ gesammelt.

Mit diesen Aktionen haben wir viele Menschen auf unser Anliegen aufmerksam gemacht: Büchel muss dichtgemacht werden. Die US-Atombomben in dem Fliegerhorst dürfen nicht modernisiert, sie müssen abgezogen werden.

Ich will die Gelegenheit nutzen, unseren Freundinnen und Freunden von der Initiative „Büchel atomwaffenfrei“, die den Rahmen für die 20-wöchige Aktionspräsenz schaffen, zu danken. Ebenso danken wir den Freunden vom Bremer Friedensforum, die bereits zum dritten Mal mit uns in Büchel blockiert haben.

UZ: Die Blockaden liefen nicht so reibungslos wie in den vergangenen Jahren. Was ist passiert?

Tobias Kriele: Um den Fliegerhorst dichtzumachen, müssen drei Zufahrtstore blockiert werden. Das ist uns in den vergangenen Jahren über mehrere Stunden gelungen. In diesem Jahr haben wir es geschafft, zwei von drei Toren über einen längeren Zeitraum zu blockieren. Das hat die Abläufe im Fliegerhorst sichtbar gestört.

Beim dritten Tor hatten wir es bereits um kurz vor sechs Uhr morgens mit einem großen Polizeiaufgebot zu tun. Die Beamten haben sofort deutlich gemacht, dass sie das Tor um jeden Preis offen halten wollen. Unsere Sitzblockade wurde sehr schnell aufgelöst. Eine Genossin wurde so rüde umgestoßen, dass sie in ärztliche Behandlung musste. Sie hat inzwischen Anzeige wegen Körperverletzung erstattet. Bei einem späteren Versuch, in die Nähe des Tores zu kommen, wurden die Aktivisten mit Pfefferspray bedroht.

UZ: Was hat sich verändert im Vergleich zum letzten Jahr?

Tobias Kriele: Der Widerstand gegen die US-Atomwaffen in Büchel wird stärker. Vor uns hatten bereits andere Gruppen den Fliegerhorst blockiert und es gab erfolgreiche „Go ins“, bei denen die neu errichteten und verstärkten Zäune durchtrennt und überwunden wurden. Das gewaltsame Vorgehen gegen uns hat sicherlich mit dieser Vorgeschichte zu tun.

Zum anderen aber wurde deutlich, dass die Staatsmacht eigens für die Aktionen von SDAJ und DKP aufrüstete. Vier Tage vor dem Beginn unserer Aktionstage wurden an den Zufahrtswegen zu unserem Friedenscamp „Durchfahrt verboten“-Schilder installiert. Die Polizei war von Donnerstag bis Sonntag ununterbrochen mit starken Einsatzkräften präsent, um das Durchfahrtsverbot und zugleich ein absolutes Parkverbot in der näheren Umgebung durchzusetzen. Das war ein eindeutiger Versuch, das Protestcamp zu kriminalisieren. Als wir am Sonntagmorgen unsere Sachen zusammenräumten, zog auch die Polizei ihre Kräfte ab, obwohl noch zahlreiche Aktivisten anderer Gruppen im Camp verblieben.

Sicherlich ist dieses verschärfte Vorgehen auf unsere effektiven Blockaden der letzten zwei Jahre zurückzuführen. Offensichtlich haben wir einen empfindlichen Nerv getroffen und werden ernst genommen. In Büchel wurde uns damit auch klar: Hier kann man in der Friedensfrage etwas erreichen! Angesichts dessen und der einzigartigen Stimmung im Camp kann man nur sagen: Es lohnt sich, den Weg in die Provinz zu machen. Deshalb rufen wir als Bezirksorganisation Rheinland-Pfalz jetzt schon dazu auf, unsere gemeinsame Aktion im nächsten Jahr noch zahlreicher und noch energischer zu unterstützen.

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"Wir kommen nächstes Jahr wieder", UZ vom 19. Juli 2019



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