Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) erhöht den Druck in der Tarifrunde bei der Deutschen Bahn AG. Im Dezember soll der Abschluss erreicht werden. Diese Zielrichtung gab die stellvertretende Vorsitzende und „Tariffrontfrau“ Regina Rusch-Ziemba aus. Nach dem Ende der dritten Verhandlungsrunde bedankte sich die EVG-Spitze bei den Mitgliedern der EVG für ihre Beteiligung und Aktionsbereitschaft.
Die EVG hatte über die letzten beiden Tarifrunden bis in diesem Jahr ihre Vorgehensweise völlig verändert. Früher muteten die Tarifrunden und Verhandlungen eher wie Geheimratsrunden an, nur wenige Informationen gelangten nach draußen. Inzwischen stellen viele Eisenbahnerinnen und Eisenbahner fest, dass die Parole der „Mitmachgewerkschaft“ keine Eintagsfliege ist. Die Mitglieder sollen sich beteiligen und sie tun es auch. Die Aufstellung der Forderungen ist dadurch sehr viel aufwendiger geworden. Denn es dauert seine Zeit, bis über Basisberatungen, Tarifworkshops und über Mitgliederbefragung sowie in offenen Sitzungen der Tarifkommission eine Forderung beschlossen ist. In allen Phasen wurde gegenüber der Mitgliedschaft deutlich gemacht: Beteiligung ist auch bei der Durchsetzung erforderlich.
Kreative Aktionen zur Unterstützung
Im Sommer setzte die EVG zum Auftakt der Tarifrunde bundesweit zunächst Streikschulungen an. Die ersten drei Verhandlungsrunden begleiteten die Kolleginnen und Kollegen mit zahlreichen kreativen Aktionen. So gab es einen „Tag des Lärms“, an dem zeitgleich an rund 200 Standorten für die Forderungen demonstriert wurde. Allein in Berlin zogen zeitgleich Gruppen von Eisenbahnerinnen und Eisenbahnern mit Trommel und Tröten durch den Berliner Hauptbahnhof und an den Bahngebäuden am Nordbahnhof vorbei, um anschließend zum Verhandlungsort in einem Berliner Hotel zu ziehen. Als der Arbeitgeberverband den nächsten Verhandlungsort in Halle ansetzte, wurde das Hotel überschwemmt mit über 12000 Postkarten und zahlreichen Plakaten, die den Verhandlungsführern der Gegenseite überreicht wurden. Derzeit wird die nächste und entscheidende Verhandlungsrunde in Hannover in der zweiten Dezemberwoche vorbereitet. Die Eisenbahner erhöhen den Druck und machen deutlich: Sie können mehr als Lärm.
Kernforderungen für die Schlussrunde
Mit 37 Einzelforderungen ist die EVG in die Tarifrunde gestartet, die Kernforderungen stehen im Dezember zur Verhandlung: Forderungen für ein höheres Entgelt, Wahlmodell mit mehr Urlaub oder Wochenarbeitszeitverkürzung und höhere betriebliche Altersvorsorge. Der DB-Konzern steht unter Druck.
Er versucht derzeit, tausende neue Arbeitskräfte einzustellen und sieht sich zu mehr derzeit nicht in der Lage. Die EVG macht deutlich, dass für die Gewinnung neuer Arbeitskräfte gute Arbeitsbedingungen geboten werden müssen und fordert, die Ausbildung deutlich attraktiver zu machen. Daher wird der Tarifvertrag für die Nachwuchskräfte zeitgleich verhandelt. Neben Mietzuschüssen und mehr Urlaub wird über alle Bahngesellschaften eine Mindesterhöhung von 150 Euro für die Azubis gefordert.
Die Aktionen und Forderungen der Eisenbahnerinnen und Eisenbahner sind der richtige Schritt in dieser Zeit. Nur über Arbeitszeitverkürzungen bei vollem Lohn- und Personalausgleich kann der gestiegenen Belastung der Beschäftigten entgegengewirkt werden. Die EVG scheint auf dem richtigen Weg, denn der Organisationsgrad der EVG wächst seit einigen Jahren wieder.