Ganz schön was los in Trier am 5. Mai, dem 200. Geburtstag von Karl Marx. Bei einem Bürgerfest wird eine Statue von ihm enthüllt werden. Der SPD-Parteivorstand tagt mit 600 Gästen, man darf gespannt sein, wie die Realität der SPD-Politik zu Marx in Bezug gebracht werden soll. Die Nationalisten und Rassisten der AfD, die schon mal Flüchtlinge mit Waffengewalt an der Grenze empfangen wollen, wollen gemeinsam mit ihrem bekennenden Fan und ehemaligen „samtenen Revolutionär“ Vaclav Klaus der angeblichen Opfer des Kommunismus gedenken. Lüge und Heuchelei wird es über den größten Sohn der Stadt also viel geben. Da ist es gut, dass SDAJ, Linkspartei und DKP auf der Straße sind, um im Sinne von Marx und Engels zu demonstrieren. Da ist es gut, dass SDAJ und DKP sich auf einer Konferenz dem Werk von Marx und Engels widmen.
Der Grundwiderspruch der kapitalistischen Gesellschaft, der Widerspruch zwischen Lohnarbeit und Kapital, führt in der heutigen, von imperialistischen Ländern dominierten Weltordnung zu Kriegen, Umweltzerstörung, Flucht und Armut. Der Kapitalismus, erst recht in seinem imperialistischen Stadium, ist ohne Konkurrenz, Krisen, Kriege nicht zu haben. Das ist keine Frage der Unvernunft oder fehlenden Moral der Kapitalisten, sondern liegt im System begründet.
Das große Verdienst von Karl Marx und Friedrich Engels liegt in der Begründung des historischen und dialektischen Materialismus. Kurz zusammengefasst liegt dieser Weltanschauung zu Grunde,
- „dass in der Produktion oder als Folge ihrer gesellschaftlichen Organisation neue Bedürfnisse – geschaffen werden, die neue Produktion erfordern, was eine fortschreitende Entwicklung der Produktivkräfte bewirkt;
- dass diese sich ausbreitende und differenzierende Produktion gesellschaftlich und zunehmend arbeitsteilig erfolgt;
- dass die Menschen daher in der Produktion immer komplizierter werdende Produktionsverhältnisse eingehen; (…)
- dass die arbeitsteilige Produktion zur Herausbildung von Privateigentum an den Produktionsmitteln führt und damit die Gesellschaft in Klassen gespalten wird, die in ungleichem Maße am Gesellschaftsprodukt, am gesellschaftlichen Reichtum teilhaben;
- dass aus Klasseninteressen sich Gegensätze ergeben, die sich zu Klassenkämpfen zuspitzen;
- dass die durch die jeweils bestehenden Produktionsverhältnisse begünstigten Klassen sich der Veränderung der Produktionsverhältnisse widersetzen und die Anpassung der Produktionsverhältnisse an den Stand der Produktivkraftentwicklung im politischen Kampf durch Ablösung von Herrschaftsstrukturen erzwungen werden muss.“ (Hans Heinz Holz „Kommunisten heute“)
Unter kapitalistischen Bedingungen konstituiert sich die Arbeiterklasse objektiv durch ihre Stellung in den Produktionsverhältnissen. Die Mitglieder der Arbeiterklasse sind gezwungen, ihre Arbeitskraft an die Besitzer der Produktionsmittel zu verkaufen – dadurch werden sie zur Klasse an sich. Das ist aber nur ein Teil der Konstituierung als Klasse. Erst die Erkenntnis dieser Lage, das Klassenbewusstsein, macht sie auch zu einer Klasse für sich, konstituiert sie umfassend.
Klassenbewusstsein entsteht oft spontan: Angst vor Krieg, Wut über Arbeitsbedingungen, schlechte Bezahlung, hohe Mieten, keine Perspektive für die Kinder. Diese Wut erkennt meist (noch) nicht, dass es nicht ausreicht, die Schuld beim einzelnen Kapitalisten, Politiker zu suchen oder sie gar falsch auf den „konkurrierenden“ Ausgebeuteten zu richten.
Diese Wut wird dann zur Gefahr für die Ausbeutergesellschaft und die herrschende Klasse, wenn sie mit der wissenschaftlichen Weltanschauung zusammenkommt, die Welt erkennt. Dies kann und muss organisiert werden, es braucht Organisation, um diese Weltanschauung zu lernen und zu verbreiten, sie weiterzuentwickeln und sie anzuwenden, um in den Klassenkampf einzugreifen. Dazu braucht es eine Organisation, die an sich den Anspruch stellt, Träger und Nutzer dieser Weltanschauung zu sein. Das ist die kommunistische Partei. Das ist nicht einfach, macht sie aber einzigartig und unverzichtbar.