Seit Wochen oder eher Monaten ist es heiß in Deutschland, Hitzewellen und Rekordtemperaturen folgen aufeinander. Sowohl der April und der Mai 2018 waren die heißesten Monate als auch die vier der letzten fünf Jahre waren die heißesten seit Wetteraufzeichnung, also seit 1881.
Mit der Hitzewelle geht auch eine außergewöhnliche Dürreperiode einher. So mögen einige gerade denken: „Es ist doch endlich mal wieder richtig Sommer, warum wird trotzdem nur gemeckert?“ Leider ist dieser Rekordsommer jedoch nicht nur eine Wettererscheinung und Ausnahme, sondern eine direkte Folge des menschengemachten Klimawandels, der sich in steigenden Temperaturen der Atmosphäre äußert. Nicht nur in Deutschland ist es heiß, es scheint gerade so, als ob die gesamte Nordhalbkugel glüht. Hitze und Waldbrände gibt es in Schweden, Portugal, aber auch in Alaska oder Sibirien.
Was ist der Grund dafür? Durch das kontinuierliche Ansteigen der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre heizt diese sich weiter auf. Die Erde wird also wärmer und nimmt auch immer mehr Energie auf. Diese erhöhte Energie kann auch zu den viel diskutierten „Extremereignissen“ führen, wie Starkregen und Sturm. Neben dem kontinuierlichen Anstieg der Treibhausgase, wie Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) oder Lachgas (N2O), die ein Grund für den Klimawandel und damit die Erderwärmung sind, wurden einige Kipppunkte (Tipping points) definiert, die bei Veränderungen zu Kettenreaktionen zur Verstärkung der Erderwärmung führen können. Zu diesen Kipppunkten gehören z. B. das Tauen der arktischen Meereises, das Auftauen des Permafrostes, die Vernichtung von großen Waldregionen – wie im Amazonas oder der borealen Wälder auf der Nordhalbkugel – das Abtauen der Eisschilde auf Grönland oder der Antarktis sowie die Verstärkung von Wetterphänomenen wie dem El Nino oder Monsun.
2018 haben wir die geringste Ausdehnung des arktischen Meereises erlebt, da sich die Erderwärmung auch in den Polregionen am stärksten ausprägen. Ohne Meereis wird weniger Sonnenstrahlung reflektiert. Diese Erwärmung führt dazu, dass sich Jetstreamwinde anders ausbreiten. Diese Winde sind Ausgleichswinde, die durch Luftdruckunterschiede entstehen. Auf der Nordhalbkugel entstehen dadurch relativ stabile Hoch- und Tiefdruckgebiete, deren Verteilung auch über Monate stabil bleiben, wie wir es gerade erleben.
Ein anderer Kipppunkt sind die Permafrostböden, die ungefähr 25 Prozent der Landmasse in der Nordhalbkugel ausmachen. Das Tauen der Permafrostböden kann zu einer Feedbackschleife führen, denn durch die Erwärmung taut mehr auf, durch das Tauen wird mehr CO2, aber auch Methan und Lachgas freigesetzt. Diese wiederum lassen die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre ansteigen. Zurzeit wird noch viel an organischen Substanzen, also Kohlenstoff, dort eingefroren. Diese Böden können aber irgendwann von einer Senke zu einer Quelle von Kohlenstoff werden. Die Erderwärmung führt dann zu einer Kettenreaktion.
Forscher des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) haben jetzt die These aufgestellt, dass einige diese Kipppunkte bereits aktiviert sind, so dass der aktuelle Klimawandel kaum noch aufgehalten werden kann und das Ziel des Pariser Abkommen von 1 bis 2 Grad nicht mehr zu erreichen ist. Sie haben dabei provokant eine neue Zeitrechnung – die „Heißzeit“ beschrieben, was aber unter Wissenschaftlern noch diskutiert wird.
Was unter Wissenschaftlern nicht umstritten ist, ist, dass wir in ein neues Erdgeschichtliches Zeitalter eingestiegen sind, das als Anthropozän beschrieben wird, also von Menschen geprägt. Da die Menschheitsgeschichte aber eine Geschichte von Klassenkämpfen ist, ist auch die Ausbeutung der Natur von Klassenkämpfen geprägt. Die Reaktion von rechts ist einfach: die Verantwortung des Menschen an der Erderwärmung negieren, wie es Gauland von der AfD macht, wenn er den Ausstieg Deutschlands aus dem Pariser Abkommen fordert. Oder wie es die USA unter Trump schon gemacht haben, indem sie das Abkommen kündigten.
Die Antwort von links müsste sein, dass das Pariser Abkommen auch jetzt noch durchgesetzt werden kann – mit konsequenten Maßnahmen gegen die Profitlogik.