Nach dem Pilotabschluss in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie steht die Frage nach der Angleichung der Arbeitsbedingungen in Ostdeutschland. „Auch wenn es jetzt den Piloten in NRW gibt, bleibt die regionale Frage im Bezirk noch zu klären“, sagt IG-Metall-Bezirksleiterin von Berlin-Brandenburg-Sachsen, Birgit Dietze. In den westdeutschen Tarifgebieten gilt die 35-Stunden-Woche. Die Kolleginnen und Kollegen im Osten müssen in der Woche drei Stunden länger arbeiten oder – aufs Geld gerechnet – bekommen für eine Arbeitsstunde 8,6 Prozent weniger als im Westen. „Die Beschlüsse unserer Tarifkommissionen sind eindeutig und unverändert. Mit dem „tariflichen Angleichungsgeld“ fordern wir die schrittweise Angleichung der Arbeitsbedingungen. (…) Die Arbeitgeber haben die Wahl: Entweder wir verhandeln ab jetzt konstruktiv in allen Fragen oder wir legen nach Ostern nach“, so Dietze. Derzeit werden Verhandlungstermine zur Übernahme des Pilotabschlusses und zum Thema „tarifliches Angleichungsgeld“ gesucht. Mit dem „tariflichen Angleichungsgeld“ will die IG Metall zumindest finanziell eine schrittweise Annäherung der Arbeitsbedingungen erreichen.
Eine Reihe von Tarifbezirken im Westen haben den NRW-Abschluss bereits übernommen. Bisher fehlte die nötige Unterstützung aus den westlichen Tarifbezirken zur Durchsetzung dieser Forderung nach einer „Angleichung Ost“. Von Warnstreik-Kundgebungen der IG Metall im Westen wird berichtet, dass sie dort nicht einmal erwähnt worden sei.
Die in der Tarifrunde 2018 getroffene Gesprächsvereinbarung, auf die man sich anstelle einer tariflichen Regelung geeinigt hatte, konnten die Metallkapitalisten problemlos aussitzen. Sollte es auch in dieser Tarifrunde zu keiner Einigung kommen, will die IG Metall einen „Häuserkampf“ führen. Hierfür fehlt allerdings betrieblich oft die nötige Kraft. Soll der Kampf um die 35-Stunden-Woche nicht zum dritten Mal verloren gehen, dann braucht es eine Lösung in der Fläche.