Saudische Luftangriffe und Seeblockade im Jemen

Wie Syrien nach fünf Jahren Krieg

Von Manfred Ziegler

Ohne Ergebnis blieben die Verhandlungen des Sondergesandten der UN, Ismail Ould Scheich, mit einer Delegation der Ansarollah (Huthis) in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa. Thema der Gespräche waren Vorschläge zu einer Verhandlungslösung im Krieg gegen den Jemen. Die Delegation der Ansarollah bezeichnete die Vorschläge des Sondergesandten als eine Grundlage, die aber noch eine Reihe von Fehlern enthalte. Damit geht der Krieg um den Jemen vorerst unvermindert weiter.

Seit März 2015 bombardieren Saudi-Arabien und seine Verbündeten den Jemen, um „ihren“ Präsidenten Hadi wiedereinzusetzen und die saudische Vormacht in der Region zu stärken. Hadi, der Favorit des Westens, hat nur wenige Anhänger im Land. Die „Huthi-Rebellen“ der Ansarollah verfügen über starke Unterstützung im Jemen und viele erwarten, dass sie die Stabilität des Landes stärken und den Kampf gegen die Korruption führen werden. Sie sind verbündet mit dem früheren Präsidenten Salih und der Armee.

Das Militärbündnis Saudi-Arabiens wird in seinem Krieg von den USA und Großbritannien unterstützt – mit Waffenlieferungen, Logistik und militärischen Beratern. Diese Berater unterstützen Saudi-Arabien beim Training von Piloten und der Auswahl von Zielen für Luftangriffe. USA und Großbritannien liefern zugleich die Hardware für den Krieg. Seit Beginn des Krieges wurden Waffen im Wert von drei Milliarden Euro von Großbritannien nach Saudi-Arabien exportiert. Auch Deutschland ist bei diesem Geschäft dabei.

Zerstört wird durch die Luftangriffe vor allem die Infrastruktur des Jemen. Nach fünf Monaten Krieg sehe das Land aus „wie Syrien nach fünf Jahren“, beschrieb Peter Maurer vom Internationalen Roten Kreuz die Situation schon im September 2015.

Der Angriff saudischer Flugzeuge auf eine Beerdigung mit über 100 Opfern rief kurzfristige Empörung hervor, blieb aber folgenlos. Saudi-Arabien erklärte, der Angriff habe auf falschen Informationen beruht. Das genügte seinen internationalen Unterstützern.

Verantwortlich für die humanitäre Katastrophe im Jemen – der größte Teil der Bevölkerung ist auf Hilfslieferungen angewiesen – ist neben den Luftangriffen vor allem die von den USA unterstützte Seeblockade durch Saudi-Arabien. Diese Katastrophe findet in den westlichen Medien wenig Resonanz, wie der Krieg überhaupt.

Verhandlungen um einen Waffenstillstand blieben bisher erfolglos. Unterstützt von der „Internationalen Gemeinschaft“ des Westens forderten die bisherigen Vermittlungsvorschläge einseitig die Entwaffnung von Ansarollah und ihrer Verbündeten. Sie versuchten auf diplomatischem Weg zu erreichen, was Saudi-Arabien militärisch nicht erreicht hatte.

Auch die aktuellen Vorschläge sind vorerst gescheitert und der Krieg geht unvermindert weiter, mit saudischen Luftangriffen, Kämpfen im Grenzgebiet zwischen den beiden Ländern und Raketenangriffen der Ansarollah auf Saudi-Arabien.

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"Wie Syrien nach fünf Jahren Krieg", UZ vom 11. November 2016



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