Mit Recht warnt der Autor in seinem ausgewogenen Beitrag, in dem er den Begriff Faschismus zu definieren sucht, vor dessen Missbrauch: „Auffällig ist der funktionale Einsatz des Faschismusbegriffs in der Innenpolitik.“ Seine Ausführungen werden jedoch durch die Bildunterschrift konterkariert. Dort wird behauptet, dass die Kundgebung am 25. September in Lubmin „eindeutig von Faschisten dominiert“ war – wie kommt man zu diesem Schluss? Und dass eine „richtige Forderung von den Falschen hochgehalten“ werde – woran will man hier die „Falschen“ erkennen? Wie kommt eine kommunistische Zeitung dazu, die Teilnehmer dieser Kundgebung auf diese Weise zu diffamieren?
Wer diese Veranstaltung beobachtet hat, an der zwischen 3.500 (nach Polizeiangaben) und 5.000 Bürger (nach den Veranstaltern) teilgenommen haben, und die – trotz versuchter Provokation ukrainischer Akteurinnen – friedlich ablief, kann zu diesem Schluss nicht gelangen, nur weil dort ein Mitglied der AfD zu Wort kam. Angesichts der Größe der Demonstration Anstoß daran zu nehmen, dass da auch Typen zu sehen waren, mit denen man sich nicht identifizieren möchte, scheint mir ebenso weltfremd wie Gysis Empfehlung in einem Interview mit der „Ostsee-Zeitung“ (OZ), russische Flaggen zu verbannen.
Wenn eine Partei, die sich „Die Linke“ nennt, auf den Vorschlag, eine Plakataktion unter dem Motto „Nord Stream 2 jetzt“ zu starten und die Bürger zu bitten, ihre Zustimmung dadurch zu bekunden, dass sie diese Plakate in ihre Fenster hängen, nicht einmal antwortet, braucht sie sich über den Mangel an Demonstranten und schwindende Wählerstimmen nicht zu wundern.
Vom Realitätssinn der Lubminer kann man sich hingegen eine Scheibe abschneiden, die bekennen, wie OZ ihnen bescheinigte: „Frieren für den Frieden? Das ist doch bekloppt!“ oder „Das ist doch Irrsinn. Warum sollte der Russe die eigenen Leitungen in die Luft jagen?“