Während viele Länder ihre Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie lockern, warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einer zweiten Ansteckungswelle und ruft zu „extremer Vorsicht“ auf.
Der Abteilungsleiter der WHO für Gesundheitsnotfälle, Michael Ryan, rief die Regierungen weltweit auf, dafür Sorge zu tragen, dass Neuinfektionen schnell festgestellt und alle Kontaktpersonen von Infizierten identifiziert und isoliert werden könnten. Dies könne helfen, „eine riesige zweite Welle zu verhindern“.
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus warnte vor der in manchen Ländern verbreiteten These, dass sich in der Bevölkerung mit der Zeit automatisch eine „Herdenimmunität“ herausbilden werde. Erste Studien deuteten darauf hin, „dass ein relativ kleiner Teil der Bevölkerung Covid-19-Antikörper hat“, sagte der WHO-Chef. Die meisten Menschen könnten sich daher nach wie vor mit dem Erreger SARS-CoV-2 anstecken.
In mehr als 90 weltweit durchgeführten serologischen Studien habe sich laut WHO gezeigt, dass nur zwischen 1 und 10 Prozent der getesteten Menschen Antikörper gegen das Coronavirus hätten. Dies stehe im Widerspruch zu der Annahme, dass inzwischen deutlich mehr Menschen als bekannt gegen den Erreger SARS-CoV-2 immun seien, da die Erkrankung oft atypisch verlaufe und nicht erkannt werde.