Das Einstiegszitat entstammt einer Broschüre, die der Parteivorstand der KPD 1948 veröffentlichte. Verfasst von Josef Schleifstein unter dem Pseudonym J. Schopp, zeigt sie die Interessen auf, aus denen heraus das US-amerikanische Monopolkapital den Marshall-Plan umsetzte. Neben dem politischen Kern: der Um- und Durchsetzung der Truman-Doktrin, ging es um die Abwälzung der Krisenlasten und die Sicherstellung der Möglichkeit weiteren Kapitalexports in die vom Krieg zerstörten west-, mittel- und südeuropäischen Länder. Auch ein Anschluss der Sowjetunion an den Marshall-Plan wurde durchaus diskutiert, diese wusste nur, dass die imperialistische Macht USA keine Geschenke machte und sich durch den Kapitalexport Informationen, Einfluss, Macht sichern wollte.
Der Marxistische Arbeitskreis zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung bei der Partei „Die Linke“, die Geschichtskommission beim Parteivorstand der DKP, die Redaktion der „jungen WeltW und die Marx-Engels-Stiftung e. V., Wuppertal luden zur Tagung „Das Jahr 1948 – die entscheidende Zäsur der Spaltung Deutschlands“ ein. Dieser Einladung folgend diskutierten rund 30 Interessierte über die beiden Referate. Referenten waren Dr. Reiner Zilkenat, Hoppegarten, und Kurt Baumann, Hamburg. Reiner Zilkenat referierte die internationale Lage des Jahres 1948 mit einem Schwerpunkt auf der ökonomischen Lage der vier Siegermächte. Kurt Baumann trug einen Teil eines längerfristig angelegten Qualifikationsprojektes vor, der sich mit dem Widerstand der KPD gegen die deutsche Spaltung befasste.
Reiner Zilkenats Vortrag basierte auf der ökonomischen Entwicklung und stellte die ideologischen und politischen Schritte zur Umsetzung der den Interessen der Monopole dienenden Politik bei den Westmächten vor. Sie waren es im Wesentlichen, hier vorrangig die USA, die ein Interesse an der Spaltung Deutschlands hatten. England und Frankreich wurden, mit teilweise rabiaten Methoden, aber auch getrieben durch Antisowjetismus und das Interesse der nationalen Monopole, den Einfluss der eigenen Kommunisten gering zu erhalten, in die antikommunistische Kampffront mit eingereiht. Der Marshall-Plan war das zentrale Instrument zur Durch- und Umsetzung der Interessen des amerikanischen Finanzkapitals.
Der Vortrag von Kurt Baumann griff diesen Vorgang aus unserer Klassenperspektive auf. Er stellte den Kampf der KPD, vor allem Hamburgs, gegen die Spaltung dar. Die KPD hielt durchgängig an der Orientierung fest, die Schwierigkeiten, die antikommunistischen Ausfälle und andere Anzeichen des beginnenden kalten Krieges durch ein Vorwärtsschreiten, die Erkämpfung einer antifaschistisch-demokratischen Ordnung, einer Volksdemokratie zu überwinden. Gewürdigt wurde die besondere Fülle an sehr konkreten, detailgetreuen Darstellungen, die eine entsprechende quellenkritische Arbeit voraussetzte.
Die Diskussion verlief wenig kontrovers, dafür umso spannender: Durch Diskussionsbeiträge wurde das Bild der internationalen Lage konturierter, Einzelfragen wurden gelöst. Im Bereich der Geschichtswissenschaft wurde vor allem die analytisch-kategoriale Trennung von subjektiv bewusst angewandter Demagogie und objektiv demagogisch wirkenden falschen politischen Positionen diskutiert. Anhand der gewählten Einzelbeispiele der Positionen Schumachers und Adenauers könnte diese Diskussion fortgeführt werden. Die geschichtsphilosophisch bedeutsame Frage: Welche Alternativen gab es bzw hätte es gegeben und was hat diese Alternativen jeweils verhindert?, wurde angeschnitten.
Sehr genau wurden die einzelnen Schritte der Spaltung Deutschlands durch die imperialistischen Westmächte unter die Lupe genommen. Währungsreform, Bizonien, der Marshall-Plan, der „Bonner Rat“, also der Parlamentarische Rat. An allen Punkten wurde diskutiert, wie die Perspektive des Widerstands aussah und welche Chancen dieser real hatte. Aktuell gelte es, den Verfälschern der Geschichte die Fakten entgegenzustellen, waren sich die Diskutanten am Schluss einig.