Gedenken in Trier: DKP demonstriert, offizielle Redner hoffen auf Touristen

Wessen Marx?

Von Olaf Matthes

600 Menschen, überwiegend Mitglieder von SDAJ und DKP, haben am Samstag in Trier demonstriert, um zu Karl Marx‘ 200. Geburtstag zu zeigen, dass sie die Ideen des Revolutionärs auch heute noch als Richtschnur für die Veränderung der Wirklichkeit betrachten. Bei der offiziellen Feier der Stadt Trier zur Enhüllung des neuen Marx-Denkmals betonten Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und Vertreter der VR China die deutsch-chinesische Freundschaft.

Die Demonstration, zu der neben DKP und SDAJ auch Linkspartei und Linksjugend-Solid aufgerufen hatten, stand unter dem Motto „Nieder mit dem Kapitalismus“, das Fronttransparent zeigte neben dieser Losung ein Bild von Karl Marx. Die SDAJ-Vorsitzende Lena Kreymann stellte in ihrer Rede heraus, dass ihre Organisation an diesem Tag nicht nur 200 Jahre Marx, sondern auch 50 Jahre SDAJ zu feiern habe: „Seit ihrer Gründung an Marx‘ Geburtstag 1968 kämpft die SDAJ dafür, diese Verhältnisse umzuwerfen.“

Zu der Demonstration waren Mitglieder verschiedener kommunistischer Parteien aus dem Ausland gekommen: Aus dem nahen Luxemburg (KPL), Spanien (PCE), der Türkei (TKP) und Großbritannien (CPB), aus Frankreich (PCF) und der Schweiz (KJ). Auf der anschließenden Konferenz „Marx hat Zukunft“ sprach der kubanische Botschafter Ramón Ripoll Díaz über den Einfluss des Marxismus in der kubanischen Revolution seit ihren Anfängen.

Neben offizieller Marx-Ehrung und kommunistischer Demonstration protestierten Reaktionäre gegen das neue Marx-Denkmal, das der Stadt Trier von der chinesischen Regierung geschenkt worden war: Etwa 50 AfD-Leute trugen bei einem „Schweigemarsch“ ein Transparent, das Marx‘ Kopf umringt von Totenköpfen zeigte und verkündete: „Opfer des Kommunismus – wir vergessen nicht“. Anhänger von Falun Gong stellten ihre Sekte als Opfer von Menschenrechtsverletzungen durch die chinesische Regierung dar.

Bei der offiziellen Feier verbreitete die Ministerpräsidentin ebenfalls antikommunistische Vorurteile, wollte sie aber nicht in eine zu enge Verbindung mit Marx bringen: Man könne Marx nicht die Gräueltaten des 20. Jahrhunderts anlasten und könne ihn nicht in Schwarz-Weiß malen. Das Geschenk aus China empfinde sie als eine Säule einer Brücke der Freundschaft zwischen Deutschland und China. Die Statue werde dazu beitragen, chinesische Touristen nach Trier zu locken. Der stellvertretende Leiter des Informationsbüros des chinesischen Staatsrates, Guo Weimin, stellte ebenfalls die Zusammenarbeit zwischen deutscher und chinesischer Regierung und die touristische Bedeutung des Denkmals heraus. Außerdem sagte er, dass die Kommunistische Partei Chinas mit der Aufnahme des Xi-Jinping-Denkens in die Parteistatuten auf ihrem 19. Parteitag gezeigt habe, dass sie am Marxismus und am Sozialismus chinesischer Prägung festhalte.

Die Konferenz „Marx hat Zukunft“ bot im Anschluss an die Enthüllung Beiträge, die Marx‘ Denken zur Richtschnur nahmen, um die Welt von heute zu verstehen und die gewerkschaftlichen Kämpfe zu stärken und weiterzuentwickeln. Der DKP-Vorsitzende Patrik Köbele griff das Motto der Konferenz und Rosa Luxemburgs Worte „Sozialismus oder Barbarei“ auf und fasste die kommunistische Sicht zum Marx-Jubiläum zusammen: „Marx wird Zukunft haben – oder die Menschheit wird Vergangenheit.“

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"Wessen Marx?", UZ vom 11. Mai 2018



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