Werde Teil der Debatte

Von Lars Mörking

Lucas Zeise hat in seinem Schreiben an den Parteivorstand der DKP (UZ vom 1.12.), in dem er seinen Rücktritt vom Posten des Chefredakteurs erläuterte, formuliert, die UZ sei in den letzten Jahren besser geworden. Er schrieb: „Ich glaube, dass sie dabei ist, ihre Aufmerksamkeit stärker als früher auf die aktuellen Klassenkämpfe zu richten. Dass sie mehr als früher dem Klassengegner, seiner Strategie und Taktik die Aufmerksamkeit widmet. Kurz, dass sie zu einer Zeitung wird, in der Kommunisten und Nichtkommunisten gleichermaßen lernen können, was die Monopole und ihre politischen Interessenvertreter so treiben. Ich bilde mir ein, dass ich meinen Beitrag zur Entwicklung der Zeitung in diese Richtung beigetragen habe.“

Lucas hat völlig Recht, wenn er darauf verweist, dass die UZ sich auch schon vor seiner Zeit als Chefredakteur verändert hat. Aber Lucas hat nun mal eine besondere Rolle bei der Weiterentwicklung der UZ gespielt. Manches können regelmäßige Leserinnen und Leser der UZ schwarz auf weiß jede Woche nachvollziehen. Andere Veränderungen sind nicht sichtbar, aber grundlegend.

So ist die Arbeit der UZ-Redaktion viel kollektiver geworden. Das heißt, dass die Redaktion weniger nach Ressorts getrennt arbeitet, jedes Redaktionsmitglied die ganze Zeitung mehr im Blick hat. Das ist aufwändig, bedeutet mehr Kommunikation untereinander, mehr Diskussion und mehr Sitzungen. Aber es ist notwendig, schon deshalb, weil die UZ auch jünger geworden ist. Mit Melina Deymann und Christoph Hentschel haben wir zwei Volontäre in unseren Reihen, und auch Olaf Matthes und ich sind erst in den letzten Jahren dazugekommen. Wir alle haben in SDAJ und DKP Erfahrungen gesammelt, in Leitungen, bei „Position“, dem Magazin der SDAJ, bei DKP-Kleinzeitungen, Gewerkschaftspublikationen oder in der Öffentlichkeitsarbeit vor Ort. Trotzdem sind wir Quereinsteiger. Um in der UZ-Redaktion qualifiziert arbeiten zu können, braucht es die Vermittlung von Handwerklichem. Gerade hier war Lucas als Chefredakteur und Vollprofi besonders wichtig, gerade an dieser Stelle wird er uns besonders fehlen.

Aber es gibt auch sichtbare Veränderungen. Die UZ ist übersichtlicher geworden. Mit der Seite 9 haben wir wichtigen Kommentaren einen festen Platz gegeben. Auf der Seite 3 haben wir jetzt einen festen Platz für Interviews – meist zu betrieblichen und gewerkschaftlichen Themen. Die Seite 16 bietet in der Regel Fußball, zu meiner Freude und manchem Leid.

Die UZ ist frecher geworden, das stößt nicht immer und überall auf Gegenliebe. Das liegt nicht zwingend an der Sache selbst. Auch Überschriften und Aufmacher, die nach Aufmerksamkeit schreien, müssen gut gemacht sein im Sinne einer sozialistischen Wochenzeitung.

Die UZ ist außerdem nachrichtlicher geworden. Was das bedeutet, darüber wurde auf der letzten Tagung des Parteivorstands, auf der ich mich als neuer Chefredakteur vorstellen durfte, bereits kräftig diskutiert. Bedeutet für eine Zeitung der DKP zu schreiben nicht vielmehr, Stellung zu beziehen denn nachzuerzählen, was sich in der vergangenen Woche alles ereignet hat? Und um es zugespitzt zu formulieren: Sollte nicht wenigstens am Ende eines Beitrages noch einmal auf die historische Rolle der Arbeiterklasse verwiesen werden und darauf, dass wir die Probleme an der Wurzel packen und den Kapitalismus abschaffen müssen?

Lucas sagte zu Beginn seiner Zeit als Chefredakteur der UZ: „Zu sehen, zu hören und zu erkennen, wer wann was warum gemacht hat, das ist die Aufgabe des Zeitungsschreibers. Dann gilt es, dieses Ereignis einzuordnen im Inter­essengeflecht der Beteiligten und der Opfer eines solchen Ereignisses. Beides zusammen ist die hohe Kunst des kommunistischen Journalismus.“ Wenn wir das Ereignis konkret und korrekt beschrieben haben und in diesem Zusammenhang auch die dahinter stehenden Interessen, dann müssen wir nicht mehr betonen, dass ein Vorgang ein Skandal ist und gegen die Arbeiterklasse gerichtet.

Ich finde, dass die UZ für unsere DKP sogar ein bisschen nützlicher geworden ist. Das liegt zwar nicht nur am Inhalt, sondern ist auch mit geringeren Druckkosten verbunden, aber der Preis allein hat die UZ nicht zu einem zen­tralen Öffentlichkeitsmaterial der DKP im Bundestagswahlkampf gemacht. Die UZ kommt zu unterschiedlichsten Anlässen zum Einsatz: Bundesweit am 1. Mai oder in Berlin, wenn wir Luxemburg, Liebknecht und Lenin ehren, bei Anti-TTIP-Demos oder beim Protest gegen G20. Dabei geht es vor allem darum, die UZ unter Jüngeren bekannter zu machen oder Ältere daran zu erinnern, dass es die UZ „noch“ gibt.

Unsere UZ ist eine nach außen gerichtete sozialistische Wochenzeitung. Die Zeitung der DKP ist sie manchmal noch zu wenig. Denn Alleinstellungsmerkmal der UZ und bestes Argument für ein Abo ist, dass Leserinnen etwas über die Einschätzungen von Kommunistinnen zu aktuellen Fragen erfahren. Im besten Fall gibt es eine erarbeitete Position der DKP, die sich auf die Erfahrungen aktiver Genossinnen stützt. Die UZ regelmäßig zu beziehen – und zu lesen –, ob nun durch Freiverkauf oder ein Abo, bedeutet auf die DKP zuzugehen, zu erfahren, was Genossinnen dieser Partei denken, schreiben und debattieren. Es bietet die Möglichkeit, Teil dieser Debatte zu werden.

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"Werde Teil der Debatte", UZ vom 15. Dezember 2017



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