Oskar Lafontaine hat also zwei sozialdemokratische Parteien „mit zugrunde gerichtet“? Nach dieser Lesart hat Gerhard Schröder als Letzter einer Reihe aufrechter Kämpfer für den Erhalt der authentischen Sozialdemokratie gerungen und ist gescheitert, weil Oskar Lafontaine und andere die SPD endgültig zugrunde gerichtet haben. Es gab kein Godesberg, es gab keine Agenda 2010, es gab kein Jugoslawien, es gab aber Oskar Lafontaine und andere. Und die haben alles zugrunde gerichtet. Gleiches gilt für die zweite sozialdemokratische Partei, die sich „Die Linke“ nennt. Nicht das systematische Abrücken vom Gründungskonsens, vom Erfurter Programm, nicht das zunehmende Negieren der Kernthemen wie soziale Gerechtigkeit, Hartz IV, das koloniale Gebaren gegenüber den Menschen im Anschlussgebiet und zuletzt die schmähliche und schändliche Aufgabe der Friedensagenda, nicht das kulturlinke Personal um Bartsch, den Atlantiker Gysi und die Möchtegern-Regierenden haben diese Partei zugrunde gerichtet, nein auch hier ist Oskar Lafontaine der Schuldige. Und er hat sich eine Schlammschlacht mit Lutze geliefert, was in der UZ-Notiz so klingt, als müsse man den armen Lutze vor jemand wie Lafontaine in Schutz nehmen. Man kann und muss zu Oskar Lafontaine ein kritisches Verhältnis haben, insbesondere zu seinem Führungsstil und seiner faktischen Unfähigkeit, Bewegungen zu generieren und in/mit ihnen zu arbeiten. Ihm vorzuwerfen, er habe sozusagen zwei sozialdemokratische Parteien auf dem Gewissen, ist aber politisch dumm. So schlachtet man den letzten Sozialdemokraten.
Wer zerstörte SPD und Linke?
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