Die Etablierung als Wahlpartei, die 5 bis 10 Prozent erreichen kann

Wer wählt und wenn warum die AfD?

Von Frank Schumacher

Infratest Dimap legt das Ergebnis ihrer Analyse nach den drei diesjährigen Landtagswahlen vor. Dabei konnte die Partei jeweils Ergebnisse von über fünf Prozent verbuchen. Am 26. März waren es 6,2 Prozent der Stimmen (32 935 Wähler) im Saarland, am 7. Mai 5,9 Prozent der Zweitstimmen (86 275 Wähler) in Schleswig-Holstein und am 14. Mai 7,4 Prozent der Zweitstimmen (624 552 Wähler) in Nordrhein-Westfalen.

Ein erster Blick auf das Geschlechterverhältnis: Die Frauen sind unter-, die Männer überrepräsentiert. Das Verhältnis war im Saarland fünf zu acht, in Schleswig-Holstein vier zu sieben und in Nordrhein-Westfalen fünf zu neun. Dabei handelt es sich um eine Besonderheit, denn bei allen anderen Parteien ist das Geschlechterverhältnis ausgeglichener. Ein zweiter Blick auf das Alter: Bei allen drei Landtagswahlen des Jahres 2017 war die Gruppe der 25- bis 34-Jährigen und der 35- bis 44 Jährigen am stärksten bei den AfD-Wählern präsent, im Saarland mit sieben bzw. sechs, in Schleswig-Holstein mit neun bzw. sieben und in Nordrhein-Westfalen mit zehn bzw. neun Prozent, die bis 24-Jährigen und die über 60-Jährigen stimmten demgegenüber nur unterdurchschnittlich für die AfD.

Was die Bildungsabschlüsse betrifft, so kann schon länger nicht mehr davon gesprochen werden, dass bei den AfD-Wählern niedrige Bildung automatisch mit höherer Wahlzustimmung korreliert. Der Abstand der höher Gebildeten (Abitur/Studium) ist keineswegs mehr so groß zu den mittel (FH-Reife/qualifizierte Berufsausbildung) und niedrig (ohne Ausbildung) Wählerinnen und Wählern. Hier deutet sich eine Annäherung an, die Ansätze zu einer „Normalisierung“ des Wählerverhaltens vermuten lässt.

Interessant sind auch die Angaben zur Berufstätigkeit, die beiden größten Wählergruppen der AfD sind die Arbeiter und die Arbeitslosen: Im Saarland waren es neun bzw. sieben, in Schleswig-Holstein acht bzw. neun und in Nordrhein-Westfalen 17 bzw. zwölf Prozent der abgegebenen Stimmen. Im Durchschnitt lagen die Angestellten und Selbstständigen im Saarland mit sechs bzw. sieben, in Schleswig-Holstein mit sieben bzw. sechs, aber nicht in Nordrhein-Westfalen mit acht bzw. vier Prozent. Beachtenswert ist auch die politische Herkunft der Wählerschaft: Der größte Anteil kam im Saarland mit 8 000 von früheren Nichtwählern. In Schleswig-Holstein wählten 11000 ehemalige Nichtwähler die AfD, in Nordrhein-Westfalen kamen 120 000 von früheren Nichtwählern.

Zur Einschätzung gehört, was die vorstehenden Erkenntnisse für die Perspektiven der Partei bedeuten. Es lässt sich zunächst ein Rückgang der Zustimmungswerte konstatieren. Die AfD konnte ihren Höhenflug aus dem Vorjahr nicht fortsetzen und sich auch nicht auf einer Ebene von über 10 Prozent der Stimmen stabilisieren. Gleichwohl gelang es ihr, jeweils eindeutig mit mehr als fünf Prozent in die Landtage einzuziehen. Damit spricht einiges für eine Etablierung als Wahlpartei, die bundesweit gegenwärtig wie längerfristig mit zwischen fünf und zehn Prozent der Stimmen rechnen kann. Die Anteile in den östlichen Bundesländern sind dabei erkennbar höher als in den westlichen Bundesländern. Gerade auch ihr Bestehen in den westlichen Bundesländern spricht aber für eine Stabilisierung.

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"Wer wählt und wenn warum die AfD?", UZ vom 23. Juni 2017



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