„Asow“ benutzte Zivilisten in Mariupol als „lebende Schutzschilde“

Wer öffnet hier keine Korridore?

Die rechtsextremen und faschistischen Militäreinheiten, die sich der Militärführung der Ukraine teilweise nicht unterordnen, sind in den jetzigen militärischen Auseinandersetzungen im Donbass und in der Ukraine verantwortlich dafür, dass die Zivilbevölkerung die umkämpften Städte und Ortschaften nicht verlassen kann.

Die am Asowschen Meer gelegene Stadt Mariupol (circa 440.000 Einwohner) in der Donezker Volksrepublik ist seit 2014 von ukrainischen Truppen besetzt. Seitdem befinden sich auch immer Faschisten von „Asow“ in der Stadt. Mariupol wird derzeit von Truppen der Donezker Volksrepublik und russischen Truppen belagert. Einheiten der Donezker Volksrepublik sind inzwischen in Vororte von Mariupol vorgedrungen. Seit Anfang März gab es regelmäßig Angebote von Waffenruhe, damit Zivilisten die Stadt über humanitäre Korridore verlassen können. Nach Angaben der Volksmiliz und des Stabs der Territorialverteidigung der Donezker Volksrepublik konnten seit Anfang März nicht mehr als einige hundert Zivilisten die Stadt verlassen. Teilweise war dies auch nur unter Schutz der Volksmiliz der DVR in den bereits befreiten Stadtteilen möglich. In der Stadt haben sich Kämpfer von „Asow“ verbarrikadiert, sie haben ihre Stellungen oft in Schulen, Krankenhäusern oder Wohnhäusern eingerichtet, von oberen Stockwerken oder Dächern von Wohnhäusern wird mit Artillerie geschossen. Teilweise wurden Autokolonnen mit Zivilisten, die versuchten, die Stadt zu verlassen, beschossen. Ein Fahrzeug geriet offenbar beim Versuch, einen Checkpoint von „Asow“ zu umfahren, auf eine Mine. Nach Information des Stabs der Territorialverteidigung der DVR gibt es eine Mitteilung der Stadtverwaltung von Mariupol, dass Fragen der Evakuierung ausschließlich vom Kommando des Regiments „Asow“ getroffen werden. Entsprechend ist die humanitäre Situation der Bevölkerung in der Stadt sehr schlecht. Der Vormarsch der Armee der DVR erfolgt sehr langsam, da versucht wird, mit allen Mitteln zivile Opfer zu vermeiden.

Diese Taktik vor allem faschistischer ukrainischer Militäreinheiten, die Zivilbevölkerung als „lebenden Schild“ zu nutzen, ist nicht neu. An der Front im Donbass wurde Artillerie in den ganzen Jahren des Konflikts in Wohngebieten stationiert, um Gegenaktionen der Volksmilizen zu verhindern.

Am Montag dieser Woche konnte nach Angaben des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation mit der Evakuierung von Zivilisten aus der umkämpften Stadt begonnen werden, nachdem die Kämpfer des „Asow-Bataillons“ aus den Außenbezirken der Stadt verdrängt worden waren. Für den Transport der Einwohner der Stadt werden laut Verteidigungsministerium 200 Busse zur Verfügung gestellt, etwa 50 hatten die Stadt zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe von UZ erreicht. Zugleich sollte auch die Anlieferung humanitärer Hilfsgüter für Mariupol anlaufen, berichtet unter anderem „RT“. Dass die Evakuierung nach mehreren gescheiterten Versuchen nun angelaufen sei, meldete auch „dpa“. Dort hieß es, dass mehr als 160 Privatautos die Stadt Mariupol in Richtung der ebenfalls am Asowschen Meer gelegenen Stadt Berdjansk verlassen durften. Laut „RT“ bestätigte dies die Stadtverwaltung von Mariupol in den sogenannten sozialen Medien.

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