Wer hat Angst vorm 8. und 9. Mai?

Wer hat Angst vorm 8. und 9. Mai? Normalerweise die, die in der Befreiung von Faschismus und Krieg bis heute eine Niederlage sehen und sich nach einem neuen Ostlandritt sehnen. In diesem Jahr aber auch die Partei „Die Linke“. Es sei zu erwarten, dass die Russische Föderation das Gedenken „für ihre Propaganda im Rahmen des Krieges nutzen“ und in ihre „Erzählung“ einbetten werde, „dass es sich in der Ukraine um eine Operation gegen den Faschismus bzw. ein faschistisches Regime handelt“. Mit dieser Art der Propaganda wolle man sich keinesfalls gemein machen, erklärten die Geschäftsführer der Linksfraktion im Bundestag, der Bundespartei und des Berliner Landesverbandes. Sie empfahlen ihren Mitgliedern und Giederungen, „offizielle Botschaftsvertretungen o. ä.“ nicht einzuladen und nicht an den offiziellen Gedenkveranstaltungen der russischen Föderation teilzunehmen. Kränze könnten dennoch an den Denkmälern abgelegt werden – zeitlich vor oder nach den offiziellen Terminen der diplomatischen Vertretungen. Sollte es allerdings offizielle Einladungen von ukrainischer Seite geben, spreche nichts gegen eine Teilnahme. Bandera-Freund Melnyk lässt grüßen.

Sören Benn, Bezirksbürgermeister in Berlin-Pankow für „Die Linke“, erklärte die „traditionelle Kooperation“ mit der russischen Botschaft am Ehrenmal in Schönholz prompt für „unmöglich“. Der „verbrecherische Angriffskrieg Russlands“ gleiche einer Verhöhnung der Opfer, „die an die unbedingte Pflicht zum Frieden gemahnen, die für den Sieg über die Tyrannei und die Befreiung vom Joch der faschistischen Diktatur gestorben sind“. Eine solche Instrumentalisierung der Opfer ist tatsächlich eine Verhöhnung der Sowjetsoldaten aller Nationen, die, als Brudervölker geeint, den Faschismus bezwangen. Ihnen gilt unser Dank.

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"Wer hat Angst vorm 8. und 9. Mai?", UZ vom 6. Mai 2022



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