Wer bremst beim Gas?

Die Gasversorgung der deutschen Haushalte wird deutlich teurer als im Vorjahr. Grünen-Ko-Chef Robert Habeck machte pflichtschuldig am vergangenen Sonntag Russland für angebliche Drosselung der Gaszufuhr nach Deutschland verantwortlich. Die Bundesregierung solle mit Moskau über die russischen Gaslieferungen sprechen. Dimitri Peskow, Sprecher des Kremls, verwies jedoch darauf, dass Russland alle Verträge erfülle. Die Lieferungen seien schon jetzt im Rekordbereich. Deutsche Gasversorger sehen das ebenso.

Habecks Schuldzuweisung an Russland lenkt von der Rolle der Grünen als Bremser von North Stream 2 ab. International führte die US-Sanktionspolitik dazu, dass dieses Projekt um 18 Monate verzögert wurde. Die Interessen der USA waren dabei offensichtlich: Einerseits sollte der Verkauf von US-Frackinggas nach Europa gefördert werden, andererseits ist die ökonomische Schwächung Russlands gewolltes Ziel des Handelskrieges, den US-Präsident Präsident Biden bedingungslos weiterführt.

Der russische Energiekonzern Gazprom hat etwa 5 Milliarden Euro in die 1.230 Kilometer lange Pipeline investiert, etwa die Hälfte der gesamten Baukosten. Die andere Hälfte trugen die fünf europäischen Unternehmen OMV, Wintershall Dea, Engie, Uniper und Shell. Selbstredend hat Russland großes Interesse, die neue Gasleitung umgehend in Betrieb zu nehmen, zumal Moskau Sanierungsbedarf seitens der Ukraine hinsichtlich der Leitungen des Transitnetzes in ihrem Lande sieht. Und Wladimir Putin erklärte sich nicht verantwortlich für den ukrainischen Staatshaushalt: Die Ukraine sieht Milliardeneinnahmen für den Gastransit schwinden, die Verträge hinsichtlich der Nutzung der Gaslieferungen von Russland über die Ukraine nach Deutschland laufen 2024 aus.

Ein Schlüssel für die Entspannung der Gasversorgung ist die noch ausstehende zügige Zertifizierung der Anlage durch die deutschen Behörden. Gazprom könnte die Lieferung über die neue Pipeline unverzüglich aufnehmen – eine Win-Win-Situation für Russland und uns alle.

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"Wer bremst beim Gas?", UZ vom 22. Oktober 2021



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