Irische Friedensbewegung diskutiert über den Krieg in der Ukraine

Wenn Kriege durch Lügen ausgelöst werden, kann die Wahrheit dem Frieden den Weg bahnen

Der Ukraine-Krieg hat eine Flut einseitiger Kommentare ausgelöst, ohne den Versuch von Ausgewogenheit, ohne den Versuch, die russische Perspektive zu kennen oder zu verstehen, und ohne den Versuch, den Kontext zu erklären – weder die Ursachen und Hintergründe noch wie eine Lösung aussehen könnte.

Aber wenn Kriege durch Lügen ausgelöst werden können, kann Frieden durch die Wahrheit in die Wege geleitet werden. So das Thema eines am vergangenen Wochenende organisierten Webinars, das sich mit der einseitigen Berichterstattung über den Ukraine-Krieg befasste und Teil der Solidaritätskampagne für den inhaftierten Journalisten Julian Assange war.

Assange ist zu einem Symbol für wahren Journalismus geworden, der versucht, Fakten zu veröffentlichen, die uns helfen, Hintergründe zu verstehen, damit wir Kriege vermeiden und Frieden sichern können. Im Westen und insbesondere in Irland hat der Krieg in der Ukraine jedoch zu einer massiven Umschreibung der Realität geführt, wobei die aggressive und provokative Rolle der NATO aus der offiziellen Darstellung völlig herausgehalten wurde.

Zu Ehren von Julian Assange kamen bei dem gemeinsam von Free Assange Ireland und Galway Against War organisierten Webinar international bekannte Persönlichkeiten wie der US-Philosoph und Linguist Noam Chomsky, der australische Journalist John Pilger und der schottische Politiker und politische Kommentator George Galloway zu Wort. Eoin Ó Murchú von der Kommunistischen Partei Irlands, der Journalismus-Dozent Harry Browne und die Europaabgeordneten Mick Wallace und Clare Daly sprachen über die Debatte beziehungsweise deren Unterdrückung in Irland.

Eines der Hauptthemen: Jede Unterdrückung von Informationen zieht den Krieg nur in die Länge. Noam Chomsky wies darauf hin, dass wir keine Lösung zur Beendigung des Krieges finden können, wenn wir nicht wissen (nicht wissen dürfen), was die Russen sagen oder welche Ziele sie verfolgen.

Chomsky wies darauf hin, dass die NATO diesen Krieg eindeutig provoziert und geschürt habe. Er verurteilte zwar die russische Reaktion auf die Provokation, sagte jedoch, dass die USA durch das Ignorieren der Rolle der NATO ungehindert die Möglichkeit hätten, sich jeder diplomatischen Lösung zu widersetzen.

Chomsky verurteilte die totalitäre Kontrolle der Medien und betonte, dass der Westen Aggression und Zerstörung als einzige Konfliktlösung darstelle.

Als Beispiel nannte er die Frage der Getreideexporte. Während Russland sich bereit erklärt habe, sich zusammenzusetzen und zu erörtern, wie diese wieder aufgenommen werden könnten, werde im Westen nur darüber diskutiert, ob und wie der Westen die russische Marine zerstören könne. Ein sicheres Rezept für ein nukleares Armageddon.

Wir stehen vor der Wahl, sagte er: eine diplomatische Lösung oder die Kapitulation einer der Kriegsparteien. Russland werde nicht kapitulieren, solange es über Atomwaffen verfüge. Daher seien Verhandlungen die einzige Möglichkeit, die Zerstörung der Ukraine zu verhindern.

Abschließend betonte er, wie entscheidend es sei, eine diplomatische Lösung anzustreben, und vertrat die Ansicht, dass Irland als neutrales Land eine wichtige Rolle dabei spielen könne, den Krieg durch Vermittlung zu beenden.

Eoin Ó Murchú wies darauf hin, dass der irische Premier Micheál Martin jede neutrale diplomatische Rolle abgelehnt habe und stattdessen ein Befürworter von immer mehr Sanktionen gewesen sei, obwohl die Sanktionen Russland kaum geschadet hätten, wohl aber Europa sowie dem Lebensstandard und den wirtschaftlichen Aussichten der irischen Bevölkerung immensen Schaden zugefügt hätten.

Der Journalist Harry Browne sagte, dass die Ukraine ein ideologisch, ethnisch und sprachlich tief gespaltenes Land sei. Er verwies auch auf die wütende Reaktion auf seine und anderer Leute Versuche, Fakten anzusprechen, die nicht Teil der offiziellen Darstellung sind, als Teil einer Kampagne, abweichende Stimmen zu unterdrücken und Russland zu dämonisieren.

Diese Unterdrückung von Diskussionen und die Ächtung alternativer Ansichten ist nicht auf Irland beschränkt, wie die Europaabgeordneten Mick Wallace und Clare Daly bestätigten.

Sie wurden beschimpft, weil sie es gewagt hatten, auf die Rolle der NATO bei der Auslösung des Krieges hinzuweisen. Wallace argumentierte, dass das Europäische Parlament, anstatt nach einer friedlichen Lösung zu suchen, eine Brutstätte derjenigen sei, die den Krieg begrüßten in dem Wahn, dass Russland unterworfen werden könne.

Daly erläuterte, dass der Krieg wie alle Kriege die einfachen Arbeiter am stärksten treffe, und betonte, dass die Suche nach einem Weg zum Frieden ungeachtet aller Misshandlungen wichtig sei.

Anschließend entlarvte der Kommentator George Galloway die Taktik der USA und der NATO, den Krieg nicht nur provoziert zu haben, sondern auch ihre Bemühungen, die Ukrainer vom Verhandlungstisch fernzuhalten. Er wandte sich gegen diejenigen, die die Invasion verurteilten, und fragte, welche Alternativen Russland hätte. Russland müsse sich entweder wehren oder vor der existenziellen Bedrohung kapitulieren, die die Umwandlung der Ukraine in einen NATO-Stützpunkt bedeuten würde. Russlands Bemühung um Diplomatie wurde abgewiesen; Russlands Vorschlag einer europaweite Sicherheitskonferenz wurde abgelehnt.

Er wies darauf hin, dass Russland über andere Märkte als den Westen verfüge und wirtschaftlich gut überleben könne, wenn es sich nach Osten und in die wachsenden Volkswirtschaften Asiens und Afrikas orientiere. Sanktionen seien eine selbstmörderische Politik für Europa, das am meisten geschädigt werde. Das komme aber den USA in ihrem Kampf um die Wiedererlangung ihrer Hegemonie über den Kontinent entgegen.

Der australische Journalist John Pilger argumentierte, dass die USA um die Vorherrschaft in der Welt kämpften. Sie führten in der Ukraine einen Stellvertreterkrieg gegen Russland und drängten darauf, in Taiwan einen weiteren Stellvertreterkrieg gegen China anzuzetteln.

Abschließend wies er darauf hin, dass die Verfolgung von Julian Assange eine Warnung an alle Journalisten sei, sich nicht mit den USA anzulegen, da sie sonst mit ähnlichen Konsequenzen rechnen müssten, und dass Themen wie der Krieg in der Ukraine oder die Versuche, China wegen Taiwan zu isolieren, Beispiele für die gleiche rücksichtslose Entschlossenheit seien, die Nachrichten zu kontrollieren und alle Berichte zu unterdrücken, die die US-Version in Frage stellten.

Video-Aufzeichnung des Webinars.

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