Für eine Händehygiene, wie sie gelehrt wird, und die notwendig ist, um Patientinnen und Patienten sicher zu versorgen, haben wir in der Realität oft keine Zeit. Das wollen wir mit der Aktion sichtbar machen. Für eine gute Pflege muss ausreichend Personal da sein!“ sagt Kathrin, Krankenpflegerin aus Hamburg. Mit der von ver.di ausgerufenen Aktion rufen bundesweit etwa 100 Stationsteams ihre Klinikleitungen auf, an diesem Tag so viel Personal bereitzustellen, dass es den Pflegekräften möglich ist, ihre Hände nach Vorschrift zu desinfizieren. Auch in Hamburg findet diese Aktion in privaten und kirchlichen Krankenhäusern statt. Die Kolleginnen und Kollegen sind bereit, in Konfrontation mit dem Arbeitgeber zu gehen, um auf die katastrophalen personellen Zustände im Krankenhaus aufmerksam zu machen, die nicht nur Pflegekräften alles abverlangt, sondern auch ganz real Patienten tötet. Dieser Aktionstag wird zeigen, in welches Verhältnis die Arbeitgeber die Gesundheit aller zu ihrem eigenen Profit setzen.
In deutschen Krankenhäusern kommt es jährlich zu 80 000 bis 180 000 vermeidbaren, im Krankenhaus erworbenen, Infektionen, infolge derer täglich vier bis zwölf Patientinnen und Patenten sogar sterben. Ein Grund für diese hohe Zahl ist der Personalmangel auf den Stationen. Wenn zu wenige Pflegekräfte zu viele Patientinnen versorgen, fehlt die Zeit für eine ausreichende Händedesinfektion. Im Schnitt bräuchte eine Pflegekraft etwa 2 Stunden pro Schicht für die ausreichende Händehygiene.
Die Gewerkschaft ver.di macht im Bundestagswahlkampf Druck für eine Mindestpersonalbemessung an Krankenhäusern – mit Streiks und betrieblichen Aktionen. In sieben Bundesländern fordert die Gewerkschaft insgesamt 16 Kliniken zu Tarifverhandlungen über einen Tarifvertrag Entlastung auf und weitet damit die Bewegung über die Berliner Charité und die saarländischen Krankenhäuser hinaus aus. Unterstützend dazu finden an vielen anderen Kliniken Druckaktionen statt. So zum Beispiel am 12. September, an dem ein Aktionstag zum Thema Händedesinfektion geplant ist.
In Hamburg hat sich das Bündnis für mehr Personal an Krankenhäusern gegründet, um die Kämpfe der Pflegekräfte gesellschaftspolitisch zu unterstützen. Ganz nach dem Motto: „Mehr von euch ist besser für alle“. Die DKP Hamburg ist aktiver Teil davon. Die Entscheidung, als Station bei dem Aktionstag am 12. September mitzumachen, war für viele auch eine Überwindung der Angst vor Repression durch die Geschäftsführung. Um den Beschäftigten Mut zu machen, unsere Solidarität auszudrücken und Öffentlichkeit zu schaffen, hat das Bündnis am vergangenen Sonntag in einem der Krankenhäuser Pflegekräfte besucht, welche am Händedesinfektionstag teilnehmen.
In kleinen Gruppen war das Bündnis unterwegs, um sich vorzustellen und den anwesenden Pflegern und Pflegerinnen mit einer Sonnenblume und Schokolade ihre Anerkennung auszudrücken. Dies wurde durchweg sehr positiv aufgenommen, die Angesprochenen hörten interessiert zu. Wie bereits vermutet, gelang es nicht überall, ausführliche Gespräche zu führen – kein Wunder bei Personal- und Zeitmangel.
Auf einer Station gab es auf die Frage, ob kurz Zeit für ein Gespräch sei, folgende Antwort: „Schlecht, heute sind wir eine weniger.“ Nachdem das Bündnis sich vorgestellt hatte, kam dann aber prompt ein „Na da seid ihr ja genau richtig bei uns!“. Die Kolleginnen und Kollegen nahmen sich kurz Zeit, um mit uns zu sprechen. Dabei erklärten sie, dass sie fünf Leute in der Schicht sind, aufgeteilt für drei verschiedene Bereiche. „Und wenn dann einer von zwei in der Versorgung fehlt, dann brennt‘s richtig.“
Das Bündnis verteilte Flyer an die Pflegekräfte, die Solidarität zum Ausdruck bringen, sowie an Patienten und Angehörige, um auf die Situation in den Kliniken hinweisen und sie auf den Händedesinfektionstag aufmerksam zu machen. Letztendlich reichten Schokolade und Flyer nicht aus. Ausgewertet wurde, dass es gut war, einen Sonntag für die Aktion zu wählen, denn mehrere Pflegekräfte versicherten, dass sie sich unter der Woche niemals ausreichend Zeit für uns hätten nehmen können. Insgesamt war es ein gelungener Aufschlag für die Aktivitäten des Bündnisses und eine gute Unterstützung für die Pflegekräfte. Alle sind aufgefordert, auch in der eigenen Region die Geschehnisse an den Krankenhäusern und die Aktionen der Beschäftigten zu verfolgen und zu unterstützen.
Mittlerweile gibt es in mehreren Städten Bündnisse für mehr Personal im Krankenhaus. In einigen Städten rufen diese für den Donnerstag vor der Bundestagswahl zu Demonstrationen auf. Darunter auch Hamburg. Wir wollen kurz vor der Wahl die Stimme erheben und klar machen, dass Gesundheit ein gesellschaftliches Thema ist und nicht dem Profit unterliegen darf. Dafür werden wir kämpfen, auch nach der Wahl.