Zu „Der Nawalny-Code“, UZ vom 4. September

Wenn die BRD müsste

Ulrich Guhl, Strausberg

Ich schwanke ständig angesichts der Verlogenheit, Doppelmoral und des Hasses gegenüber Russland zwischen Wut und Verzweiflung. Mit welchem Recht verlangt die BRD eigentlich Aufklärung von Russland über einen Vorfall, der sich in Russland abgespielt hat? Es ist bezeichnend dafür, dass eine so simple und naheliegende Frage in den Gehirnen der medialen „Qualitätsjournalisten“ und der politischen „Eliten“ wie dem Ribbentrop-Klon, der hierzulande Außenminister spielt, gar nicht mehr auftaucht! So weit ist man bereits wieder in der Herrenrassenmentalität angekommen! Was würden die neuen bundesdeutschen Herrenreiter eigentlich dazu sagen, wenn Russland Aufklärung von der BRD im Falle der Ermordung von Oury Jalloh verlangen würde? Was würden sie wohl sagen, wenn man von ihnen ähnlich viel Enthusiasmus für das Wohl Julian Assanges einfordern würden!

Und fällt es nicht wenigstens Juristen in dieser BRD auf, dass die Unschuldsvermutung auf den Kopf gestellt wird, wenn es darum geht, gegen Russland zu hetzen? Es ist auch bezeichnend für das Denken von Merkel und Co., dass es sie nicht im mindesten stört, dass Nawalny ein Rassist und Rechtspopulist ist.Wer solche Figuren zu Helden stilisiert, dem glaube ich nicht, wenn er Krokodilstränen über die Opfer rechten Terrors hierzulande und anderswo vergießt. Ausgerechnet diese BRD, die nachweislich für tausende Tote im Mittelmeer, für völkerrechtswidrige Kriege, Rüstungsexporte und damit verbundenes Leid verantwortlich oder mindestens mitverantwortlich ist, verlangt von Russland Auskunft über ein einziges Verbrechen, dessen Urheberschaft im Dunkeln liegt. (…) Wem nützt es, eine Schlammschlacht um Nawalny zu inszenieren? Mir fallen da eine Menge Nutznießer ein – nur nicht Russland. (…)

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"Wenn die BRD müsste", UZ vom 18. September 2020



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