Trump will sich mit rassistischer Gewaltverherrlichung Wählerstimmen sichern

„Wenn das Plündern anfängt …“

C. J. Atkins, Peoples World

Am 26. Mai, einen Tag nach dem Lynchmord an George Floyd durch Beamte der Polizei von Minneapolis, kündigte Präsident Donald Trump eine FBI-Untersuchung der Ereignisse an. Angesichts eines massiven öffentlichen Aufschreis vor dem Hintergrund unwiderlegbarer Videobeweise für die Ermordung von George Floyd durch den Polizeibeamten Derek Chauvin sah sich sogar Trump gezwungen zu behaupten, dass er etwas unternehmen werde. Die Farce der Besorgnis dauerte nicht lange. Am vergangenen Freitag belebte er auf Twitter das Kriegsgeschrei des rassistischen Südens wieder.

In einer Reihe von Tweets verspottete er die Demonstranten von Minneapolis als „THUGS“ (Schläger oder Rowdys) – er benutzte Großbuchstaben für den Sprachcode, der von weißen Rassisten bevorzugt wird, die in der Öffentlichkeit nicht mehr mit dem N-Wort durchkommen. Als das Polizeipräsidium des 3. Bezirks brannte, drohte der Präsident damit, Militär zu schicken, um „die Arbeit richtig zu erledigen“, wenn der „linksradikale“ Bürgermeister „die Sache nicht in den Griff“ bekomme. Welchen „Job“ sollte Bürgermeister Jacob Frey „richtig machen“? Offenbar die Erschießung schwarzer Demonstranten. In kühler Sprache beendete der Präsident seinen Tweet: „Wenn das Plündern anfängt, beginnt das Schießen!“

Man vergleiche das mit seiner Reaktion auf die schwerbewaffneten weißen nationalistischen Milizen, die in den letzten Wochen Gebäude in den Bundeshauptstädten gestürmt haben. Wie 2017 über die Teilnehmer der Kundgebung „Vereinigt die Rechte“ in Charlottesville, bei der die Gegendemonstrantin Heather Heyer getötet wurde, sagte Trump, diese bewaffneten weißen Demonstranten seien „sehr gute Leute“. Er drängte die Beamten in Michigan, „nachsichtig zu sein“ und „einen Deal“ mit ihnen zu machen, was die Anordnungen der Gesundheitsbehörden zum Zuhausebleiben angeht.

Wenn es jedoch darum geht, dass Schwarze Gerechtigkeit für einen weiteren Polizistenmord fordern, gibt es keinen Deal zu machen. Stattdessen sagt der Präsident, es sei Zeit für Kugeln.

Trump hat dem ursprünglichen Autor seines Zitats „Wenn die Plünderungen beginnen“ nicht die Ehre erwiesen, ihn zu nennen, aber eine einfache Google-Suche verrät, woher das Zitat stammt. 1967 erklärte der Befürworter der Rassentrennung und berüchtigte rassistische Polizeipräsident von Miami, Walter Headley, denen den „Krieg“, die seiner Behauptung nach „schwarze Kriminelle“ waren, die „die Bürgerrechtsbewegung ausnutzen“.

Headley sagte damals dem „Miami Herald“, dass er beabsichtige, Schrotflinten und Hunde einzusetzen und eine „harte Politik“ zu betreiben, die die Anwendung tödlicher Gewalt gegen Schwarze einschließe. „Schwerverbrecher“, versprach Headley, „werden lernen, dass man sie nicht aus dem Leichenschauhaus befreien kann.“

Dann behauptete er prahlerisch, es gäbe kein Problem mit Unruhen oder zivilen Aufständen in seiner Stadt, denn: „Wenn die Plünderungen beginnen, fängt das Schießen an.“ Das waren Trumps genaue Worte vom Freitagmorgen vergangener Woche.

Miami und andere Städte explodierten 1968 unter dem Druck von Polizeigewalt und rassistischen Angriffen – genau wie heute in Minneapolis. Im Februar desselben Jahres hatten Headleys Beamte eine Leibesvisitation bei einem schwarzen Teenager namens Robert Owens durchgeführt, der beschuldigt wurde, ein Messer mit sich geführt zu haben. Nachdem sie ihn durchsucht hatten, drohten die Polizisten, ihn zu töten, indem sie ihn 30 Meter über dem Miami River von einer Brücke baumeln ließen.

Später in jenem Sommer fand der Nationalkonvent der Republikaner in Miami statt, um Richard Nixon für das Präsidentenamt zu nominieren. Der GOP-Führer forderte die „schweigende Mehrheit“ auf, sich zu erheben und für ihn zu stimmen und dem Krieg der Armen und der Bürgerrechtsrevolution ein Ende zu setzen.

In derselben Woche, in der Nixon seine Bemühungen um die Präsidentschaft mit Appellen an die Ressentiments der Weißen begann, fand im Stadtteil Liberty City in Miami eine Kundgebung der Schwarzen zur Stärkung ihrer Rechte statt. Auf der Kundgebung sprach Pastor Ralph Abernathy von der Southern Christian Leadership Conference, und hier kam Hedleys rassistische Polizei ins Spiel.

Als Köder raste bei der Veranstaltung in Liberty City ein Auto mit dem Aufkleber „George Wallace for President“ auf die Menge zu. Wallace war der Gouverneur von Alabama und hatte erklärt: „Rassentrennung jetzt, Rassentrennung morgen, Rassentrennung für immer!“ Natürlich wurde das Auto demoliert und die Polizei hatte den Vorwand, den sie brauchte, um Headleys tödliche Anordnung auszuführen.

Innerhalb weniger Tage starben drei Menschen durch Polizistenhände und Liberty City erlitt erhebliche Zerstörungen.
Headley lobte seine Männer und Nixon fuhr fort, das Weiße Haus mit seiner „Strategie des Südens“ zu erobern, die auf verschlüsselten Appellen an die Vorherrschaft der Weißen beruht. Womit wir wieder bei einem weiteren rassistischen Präsidenten wären – dem, der derzeit den ganzen Tag im Oval-Office sitzt und twittert.

Mit dem Headley-Zitat belebt Trump das Kriegsgeschrei eines rassistischen Polizeichefs genau in dem Moment wieder, in dem die Straßen dieses Landes von Wut über die völlig ungerechtfertigte Anwendung tödlicher Gewalt durch die Polizei von Minneapolis gegen George Floyd erfüllt sind. Der Präsident schürt im Vorfeld der diesjährigen Wahl absichtlich die Flammen des Rassenhasses unter seinen weißen rassistischen Anhängern.

Das ist kein Zufall; er weiß genau, was er tut. Es ist ein weiteres Signal an die Rassisten an seiner Basis, dass er zu ihnen gehört. Er ist seit langem dafür bekannt, Schwarze zu verunglimpfen und zur Gewalt gegen sie aufzurufen – einschließlich ihrer Hinrichtung durch den Staat. Man erinnere sich nur an den Fall der „Central Park Five“ von 1989, einer Gruppe junger schwarzer Männer, die in New York unter der falschen Anschuldigung der Vergewaltigung einer weißen Frau verurteilt wurden. Trump, damals ein aufstrebender Immobilienmogul, schaltete ganzseitige Zeitungsanzeigen gegen die fünf und forderte: „Bringt die Todesstrafe zurück und bringt unsere Polizei zurück!“

Seine Forderung nach dem Beginn der „Schießerei“ in Minneapolis ist nur ein weiteres Beispiel dafür, dass seine rassistischen Wurzeln offen zutage treten. Der Social-Media-Riese Twitter fügte dem Tweet von Trump am Freitagmorgen eine Bemerkung bei, in der es hieß, dass er „gegen die Twitter-Regeln über die Verherrlichung von Gewalt verstoßen“ habe. Dies ist ein Mann, an dessen gesamtes öffentliches Leben ein Warnhinweis angeheftet werden muss, denn er verherrlicht seit langem Gewalt, Rassismus, Islamophobie, Homophobie, einwandererfeindliche Angriffe, Sexismus und mehr.

Polizeibeamte wie Derek Chauvin und politische Führer wie Donald Trump gehören vielleicht zu den abscheulichsten Symptomen des Rassismus, der die amerikanische Gesellschaft plagt, aber sie sind nur die prominentesten Ausdrucksformen eines Systems, das auf Diskriminierung, Ungleichheit und Spaltung setzt, um die Profite und Privilegien einiger weniger zu sichern.

Chauvin hinter Gitter zu bringen und Donald Trump aus dem Weißen Haus zu werfen, wird die Probleme des Rassismus, die dem Kapitalismus eigen sind, nicht beenden. Aber es wäre ein Anfang.

Übersetzung und Bearbeitung: Melina Deymann

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"„Wenn das Plündern anfängt …“", UZ vom 5. Juni 2020



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