Seit November letzten Jahres läuft das „ZDF Magazin Royale“ mit Jan Böhmermann – natürlich nach der „heute-show“, freitags um 23 Uhr. Wenn der etwas fortschrittlichere Teil der deutschen Fernsehlandschaft Sendezeit bekommt, dann halt zu solchen Zeiten. Nichtsdestotrotz lohnt es sich, mal reinzuschalten.
Für einige Aufmerksamkeit sorgte zum Beispiel die Folge vom 5. Februar. Der Grund: Böhmermann berichtete über die Rechtsbrüche der EU-Menschenrechtsverteidigungs-Einheiten der Frontex. Wo sich die EU freiheitlich, liberal und vielfältig gibt, lässt ihr „Grenzschutz“ locker Geflüchtete im Mittelmeer ertrinken, schickt sie gegen Recht und Gesetz nach Libyen oder in die Türkei und macht ganz schön viel, außer vielleicht Menschenrechte zu schützen. Das ist aber schon seit Jahren Praxis.
Was jedoch durch das „ZDF Magazin Royale“ jetzt zusammen mit Rechercheurinnen und „Frag den Staat“ – einer Internetplattform und NGO – ausgewertet wurde, sind zig Dokumente und Akten über Lobbyistenpartys, ausgerichtet von Frontex und von Vertretern der Rüstungsindustrie nebst weiteren Unsympathen besucht. Die wurden jetzt auf der Website „frontexfiles.eu“ veröffentlicht. Das ist eine coole Aktion, die wieder einmal belegt, dass sich hinter der Maske „europäische Werte“ Blut und Profitgeilheit verstecken und dass zumindest einige wenige fortschrittliche Formate noch versuchen, ihre Sendezeit für gute Zwecke zu nutzen. Und das tut das Magazin, indem es zum Beispiel über den Querdenken-Initiator und Unternehmer Michael Ballweg berichtet, der sich gerne mal in Wahlverwandtschaft mit Faschisten eine goldene Nase am Irrationalismus verdient (auch die Folge lohnt sich).
Jetzt muss man natürlich den Humor des „ZDF Magazin Royale“ nicht mögen, denn anstrengend ist der mitunter mindestens so sehr wie Böhmermanns aufgedrehter Auftritt, der immer ein bisschen wie die Personifikation von Koffein wirkt. Außerdem ist Böhmermann natürlich kein Kommunist, das wäre auch unrealistisch im ZDF, und Fortschritt kommt freilich auch nicht allein durch die Aufklärungsarbeit wohlmeinender Showmaster oder der „Anstalt“. Und klar schlägt auch dieses Format gerne mal in die antirussische Kerbe. Auf der anderen Seite hat Böhmermann aber auch eine unheimliche Reichweite und eine klare Kante gegen Rechts. Und wenn über eine solche Reichweite auch ab und an mal fortschrittliche Inhalte auf großes Publikum stoßen, wenn auch nur als „Ich-mein-ja-nur“, wie Dietmar Dath das mal nannte, dann ist das natürlich eine gute Sache – und die kann man sich ruhig gelegentlich anschauen.